Bildhauer-Kurse von Profis: Die Kunst steckt schon im Stein

Eigentlich gestalten Werner und Susanne Jacobs Grabstelen. Aber nun geben sie auch Bildhauer-Kurse.

Mönchengladbach. Das Kunstwerk soll am Ende ein eingerolltes Blatt darstellen: "Der Stein hat diese Form vorgegeben. Daraus ist meine Idee entstanden", sagt Beate Schubert, schiebt ihre Schutzbrille nach oben auf die Stirn und tritt einen Schritt zurück. Mit kritischem Blick betrachtet sie ihr Werk: Vor ihr auf einer Bank steht ein Sandsteinblock, der schon deutlich die gewünschte Form zeigt: "Trotzdem gestaltet es sich schwer, meine Vorstellung vollständig umzusetzen", findet sie.

Immer wieder setzt sie Meißel, Knüpfel oder Fäustel an und arbeitet vorsichtig feine Rillen und Bögen heraus. Zwischendurch gibt es Tipps vom Fachmann: "Hier darfst du den Meißel nicht so steil anlegen", sagt Steinbildhauermeister Werner Jacobs und zeigt, wie es geht. "Zuerst ist es wichtig, ein Gefühl für den Stein zu entwickeln. Wie weich ist das Material, wie stark darf ich schlagen", ergänzt Susanne Jacobs.

Gemeinsam mit ihrem Mann bietet die Steinbildhauerin zum ersten Mal einen Bildhauerkurs in Stein für Anfänger an. Im Gemäuer des Steinrathshof, im Hinterhof des Ateliers "Galerie 385" an der Dahlener Straße in Rheydt, werden die sechs Teilnehmer von dem Bildhauer-Ehepaar in den Gebrauch der Werkzeuge eingeführt und machen erste Erfahrungen mit dem Material. Will Wahl arbeitet sonst mit Metall: "Beim Sandstein muss ich aufpassen, dass nichts abbricht", sagt der Ruheständler.

Die Hobby-Steinbildhauer stellen schnell fest: Was weg ist, ist weg: "So lernt man Demut", sagt eine Teilnehmerin. Will Wahl will seinen Stein mit Schachbrettmuster und Reliefsstrukturen gestalten. Dorothea Leeser hat sich für ein konkretes Motiv entschieden und schon einen Widder mit den typischen geschwungenen Hörnern herausgearbeitet: "Eigentlich sollte es ein Stier werden, aber der Stein sieht mehr wie ein Schaf aus", sagt sie lachend. Sie wundert sich, dass ihr die Arbeit so gut gelungen ist: "Mit Stein habe ich noch nie gearbeitet", erzählt Leeser.

Das ist kein Problem sagt Susanne Jacobs: "Die Teilnehmer müssen einfach Spaß am Bildhauern und Gestalten mitbringen." Ganz am Anfang entwickle jeder eine Idee und mache eine Vorzeichnung: "Dann geht es vom Groben ins Feine". Ob abstrakt oder konkret - für die Steinbildnerin ist das entstandene Kunstwerk immer "Ausdruck der eigenen Persönlichkeit".

Neben ihrer handwerklichen Arbeit als Gestalter von Grabstelen sind Susanne und Werner Jacobs selbst künstlerisch tätig. In der Werkstatt des Steinrathshof ist beispielsweise eine Stele aus Basalt zu sehen, an deren Spitze Werner Jacobs eine Menschengruppe herausgearbeitet hat. Susanne Jacobs arbeitet gerne mit Keramik und "der Zusammensetzung einzelner Module". Die Idee, Kurse anzubieten, entstand durch Nachfragen der Kunden.