Briefmarken-Großtauschtag: Tausche Pferd gegen alte Eule
Rund 300 Besucher kamen zum Briefmarken-Großtauschtag. Die Sammler boten einige Raritäten an.
Mönchengladbach. Hubert Halcour (84) sitzt an einem Tisch in der Aula des Gymnasiums Rheindahlen. Vor ihm stehen diverse Kisten.
Darin befinden sich Alben mit Briefmarken aus der Türkei und dem Osmanischen Reich, aus der Schweiz, der Bundesrepublik und aus Belgien. In einer weiteren Kiste stehen leere Alben zum Verkauf. Viele interessierte Sammler machen an seinem Stand Halt und durchforsten seine Sammlung.
Halcour ist einer der Ältesten von etwa 300 Besuchern des Briefmarkengroßtauschtages, den die Briefmarkenfreunde 1924 Mönchengladbach einmal im Jahr in der Aula des Gymnasiums organisieren.
Der 84-Jährige hat bereits als Schüler mit dem Sammeln angefangen. Nach einer längeren Pause brachte ihn sein Beruf als Zimmererpolier zurück zu seiner Leidenschaft. Als er Briefe an Gastarbeiter, die aus der Türkei, Spanien oder Italien kamen, verteilte, fragte er kurzerhand, ob er die Briefumschläge behalten könne.
Derzeit besitzt Halcour etwa 20 000 Briefmarken und beschäftigt sich etwa zwei Stunden täglich mit dem Hobby. Er ist seit 36 Jahren Mitglied im Verein und ist bei den Tauschtagen, die zweimal pro Monat stattfinden, immer dabei. Besonders stolz ist er auf seine Türkei und Osmanisches Reich-Sammlung, die 4000 Marken umfasst.
Zu diesem Thema ist er auch in einer Arbeitsgemeinschaft, mit der er sich einmal im Jahr trifft. Die Familie steht hinter Halcours Hobby. „Mein Sohn Rainer ist froh, dass ich das Hobby habe, weil ich Witwer bin“, sagt der Sammler.
Seine Enkelinnen Janaina (11) und Fiona (8) hat er schon ein bisschen „infiziert“. Halcour: „Sie fangen langsam an, Marken mit Pferden und Katzen zu sammeln. Ich bringe ihnen Marken mit, so werden sie langsam herangeführt“.
Unterrepräsentiert in der geschäftigen Atmosphäre, in der die Sammler emsig tauschen und kaufen, sind Frauen und Kinder. Eine der wenigen Sammlerinnen ist Elke Weinowski . Die 60-Jährige ist sehr beschäftigt, denn sie ist nicht nur als Sammlerin, sondern auch als Katalogwart des Vereins vor Ort.
Das heißt: Sie verwaltet die Kataloge, in denen die Briefmarken mit Nummer und Preis abgebildet sind. Weinowski kümmert sich um den Bestand und leiht die Kataloge an Vereinsmitglieder aus.
Trotzdem hat sie zusätzlich noch 14 Alben mitgebracht, die zum Tausch oder Verkauf auf ihrem Tisch stehen. Hauptsächlich sammelt die 60-Jährige Schweizer Marken und Eulen.
Dass sie nur mit einer Handvoll Frauen im Briefmarkenverein ist, findet sie nicht komisch. Weinowski fühlt sich gut integriert. Schwieriger war der Start in der Männerdomäne für Kati Scharwächter. „Ich habe drei Jahre lang gebraucht, um im Verein anerkannt zu werden“, sagt die 76-Jährige.
Leander Weuthen (11) ist der einzige junge Sammler vor Ort. Wie auch schon in den vorigen Jahren gehört er zu den zwölf Ausstellern, die im Foyer des Gymnasiums ihre Exponate ausstellen. Leander präsentiert in diesem Jahr seine Märchensammlung und seine Apollo-Sammlung aus.
Insgesamt ist das Interesse der Jugend gering. „Leider ist mit der Jugend nichts los, die hängen alle vor dem PC“, sagt der Klaus Brückner (69), Vorsitzender der Briefmarkenfreunde.