Bundestagsabgeordnete Yüksel: „Die ersten Tage in Berlin waren sehr aufregend“
Gülistan Yüksel sitzt zum ersten Mal für die SPD im Deutschen Bundestag. Mit der WZ spricht sie über ihr neues Leben in zwei Städten.
Frau Yüksel, die Bundestagswahl liegt jetzt knapp drei Wochen zurück. Wie fühlen Sie sich heute mit ein bisschen Abstand dazu?
Gülistan Yüksel: Abgesehen davon, dass ich mich immer noch mit meiner Erkältung herumplage, fühle ich mich super. Die ersten Tage in Berlin waren sehr aufregend und bereits arbeitsintensiv. Allein die Post in den ersten Tagen! Ich musste mir eine Tasche leihen, um alle Briefe mit nach Hause nehmen zu können (lacht).
Haben sie die vielen organisatorischen Dinge wie Wohnungssuche und Bewerbungsgespräche mit Mitarbeitern schon erledigt?
Yüksel: Eine Wohnung werde ich mir erst ganz zuletzt suchen. Solange bin ich noch im Hotel untergebracht. Wichtig ist es, erst ein Büro zu haben und einzurichten. Seit Dienstag habe ich ein vorläufiges Büro in Berlin, und einige Gespräche mit Bewerbern konnte ich auch schon führen. Auch in Mönchengladbach werde ich bald eine Anlaufstelle für die Bürger einrichten.
Es prasseln sicher viele neue Eindrücke auf sie ein. Fühlen Sie sich da etwas verloren?
Yüksel: Klar, am Anfang ja. Alles ist neu und mehrere Nummern größer als in Gladbach. Allein die SPD-Fraktion ist dreimal so groß wie der gesamte Rat in MG. Aber daran habe ich mich schnell gewöhnt. Allein das tolle Gefühl, etwas für die Menschen zu entscheiden, motiviert mich ungemein.
Alles schaut aktuell auf die Sondierungsgespräche zwischen CDU und SPD. Können Sie sich als Neuling überhaupt irgendwie einbringen?
Yüksel: Ja, zuletzt diese Woche noch in der Fraktionssitzung. In der Fraktion herrscht eine gute Atmosphäre, bei der sich jeder einbringen kann. Ich habe auch persönlich mit Frank-Walter Steinmeier über die Themen gesprochen, die ich wichtig finde.
Welche dieser Themen könnte ihre Partei denn in einer großen Koalition umsetzen?
Yüksel: Für uns ist es erst einmal ganz wichtig, dass unsere Themen sich in den Sondierungsgesprächen wiederfinden, damit es überhaupt zu Gesprächen über eine große Koalition kommt. Dazu gehört, dass Familien in unserer Gesellschaft nicht hinten runterfallen. Die faire Bezahlung zwischen Frauen und Männern, aber auch das Thema „Europa“.
Die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft aber nicht.
Yüksel: Klar, da hat die CDU andere Vorstellungen. Aber dass Jugendliche, die hier geboren wurden, sich irgendwann für einen Pass entscheiden müssen, finde ich nicht richtig. Sie müssen Zugang zu beiden Kulturen haben. Dabei spielt das Gefühl der Bindung zu einem Land eine große Rolle. Wenn man zwei Pässe hat, schadet es zudem auch nicht.
Wie schaut es mit der Flüchtlingspolitik Deutschlands aus?
Yüksel: Wir können definitiv nicht weiter zuschauen, wie Menschen auf der Flucht nach Europa sterben. Sie verlassen ihr Land ja nicht freiwillig. Da sind wir in der Pflicht, schnell zu handeln.
In welchen Ausschüssen würden Sie am liebsten arbeiten?
Yüksel: Meine Präferenz liegt auf dem Ausschuss für „Familie, Senioren, Frauen und Jugend“. Da kann ich sicherlich am meisten von meiner Erfahrung einbringen. Vorstellen könnte ich mir auch „Arbeit und Soziales“.
Wie oft werden Sie künftig noch vor Ort in Mönchengladbach sein?
Yüksel: Sehr oft. Ich werde zwar in Berlin arbeiten, aber auch viel in Mönchengladbach sein und dann so viele Termine wie möglich wahrnehmen. Mein Büro wird dann für die Menschen die Brücke in die Hauptstadt sein. Die nächsten vier Jahre werde ich mich teilen müssen. Aber in diesem Fall gerne.