Eltern in Mönchengladbach sauer Stadt ändert Quarantäne-Regeln für Kindertagesstätten

Mönchengladbach · Rolle rückwärts bei den Pool-Tests: Die Stadt kehrt weitgehend zur Praxis zurück, wonach nur positivgetestete Kinder in Isolation müssen. Zu viele gesunde Kinder sind zu Hause. Familien fühlen sich als Opfer des Regel-Wirrwarrs.

Die Praxis der zweimal wöchentlichen Lolli-Tests soll beibehalten werden, doch müssen nicht mehr alle Kinder bei einem positiven Pool für sechs Tage in Quarantäne.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Die neuen Regeln haben nur wenige Tage lang Bestand gehabt: Am Mittwochabend teilte die Stadt Mönchengladbach mit, das Lolli-Test-Verfahren und die damit verbundenen Quarantäne-Regeln für Kindergarten-Kinder erneut anpassen zu wollen. Bereits zu Montag, 31. Januar, soll das neue Verfahren in Kraft treten. Seit Mitte Januar gilt, dass bei positiven Pool-Tests alle Kinder der Gruppe für sechs Tage in Quarantäne müssen – unabhängig von den Einzelergebnissen – bis am siebten Tag erneut ein Pool-Test in der Einrichtung gemacht wird. Vorher freitesten, das ging nicht.

So sollte der raschen Verbreitung der hochansteckenden Omikronvariante Einhalt geboten werden. Doch die Folge bislang: Rund 30 Prozent aller Kindertagesstätten-Kinder befinden sich laut Jugendamtsleiter Klaus Röttgen in Quarantäne, mehr als hundert Gruppen sind geschlossen und dabei sind nur 1,5 Prozent der Fälle tatsächlich Corona-positiv. „Es ist zu befürchten, dass sich dieses Missverhältnis in den nächsten Tagen noch vergrößert“, heißt es von Seiten der Stadt. Das mache eine sofortige Anpassung nötig.

Dem vorausgegangen waren massive Elternproteste. Etliche Familien laufen aktuell Sturm gegen die Mönchengladbacher Auslegung der Schutzverordnung für Kita-Kinder. Elternschaften haben Musterbriefe verfasst, die gerade reihenweise bei der Stadt eingehen. Offenbar gibt die Stadt jetzt diesem Druck nach, bevor sich die Lage weiter zuspitzt, und selbst die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses wurden am Mittwochabend vom Zeitpunkt der herausgegebenen Nachricht überrascht.

Auch die neue Lösung bleibt nicht ohne Kritik: Denn einige Ausschussmitglieder bezweifeln, dass man sich bei den „Alleine-Zuhause-Tests“ auf die Selbstverantwortung der Eltern in jedem Fall verlassen kann. Röttgen erklärte, dass er als Jugendamtsleiter nicht verantworten könne, dass fast ein Drittel aller Kita-Kinder zu Hause bleiben – schon aus Kindeswohlgründen nicht.

In dem Musterbrief der Eltern an die Stadt hatte es geheißen: „Wir möchten, dass man wieder zur vorherigen Regelung zurückkehrt und nur positiv getestete Kinder in Quarantäne geschickt werden und die übrigen Kinder weiterhin die Einrichtung besuchen und am Leben teilnehmen dürfen!“

Eltern von Kita-Kindern seien vor fast unlösbare Herausforderungen gestellt worden, räumt Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) ein, weil ihre Kinder, obwohl sie nicht infiziert seien, immer wieder durch positive Pool-Testungen in Quarantäne geschickt würden. Diesen Kreislauf wolle man mit einer neuen Lösung, die sich an der geltenden Corona-Betreuungsverordnung orientiert, durchbrechen, erklärte das Stadtoberhaupt am Abend.

Nun sollen alle nicht infizierten Kinder des Pools zwei Tage nach der Reihentestung wieder in die Einrichtung zurückkehren, wenn die Eltern einen negativen Antigen-Schnelltest vorlegen können. Alternativ sei es auch möglich, eine offizielle Testeinrichtung für einen Bürgertest zu nutzen und diesen Test der Einrichtung vorzulegen.

Viele Eltern haben zurzeit die Nase gestrichen voll von dem Hin-und-Her. Sie können nicht arbeiten gehen, weil ihre gesunden Kita-Kinder in Dauer-Quarantäne sitzen und dort betreut werden müssen. Auch bei den erneuten Pool-Tests nach einer Woche war das Ergebnis oft positiv. Wieder wurden alle Kinder für eine Woche in Quarantäne geschickt – auch die gesunden.

Carolin Hutsch ist eine betroffene Mutter. Sie hat drei Söhne. Der jüngste besucht die Kita Villa Buddelberg. Aber in diesem Jahr war der sechsjährige Abel erst dreimal in der Kita. Er sitzt fest in der Quarantäne-Schleife. Und Carolin Hutsch kann seit drei Wochen ihren Beruf als Hebamme nicht ausüben, weil die Betreuung ihres Sohnes in der Kita fehlt. Dabei ist Abel gar nicht mit Corona infiziert, sondern gesund und munter. „Das Jugendamt in Mönchengladbach hat einfach die Obergewalt ergriffen und hält sich nicht an die Vorgaben“, sagt Carolin Hutsch. „Das ist einfach nur dreist.“ Was die Quarantäne in Dauerschleife mit Kindern macht, hat sie an ihrem jüngsten Sohn bereits gespürt. „Er ist bei fremden Menschen völlig eingeschüchtert.“