Die große Party im Rathaus fällt aus

Für die Tollitäten gibt es am Montag nur ein Stürmchen aufs Rathaus — gefeiert wird im Zelt.

Foto: Ilgner

Es gibt Besonderheiten, die in Mönchengladbach längst zur Tradition geworden sind. Dazu gehört, dass das Rathaus nicht — wie zum Beispiel in Düsseldorf und vielen anderen Städten — an Altweiber gestürmt wird, sondern Rosenmontag. Was vermutlich auch daran liegt, dass Gladbach großer Zug ebenso traditionell an Veilchendienstag zieht und nicht am Montag.

Der Rathaussturm in Rheydt folgt ebenso traditionell einem klaren Muster: Unten auf dem Marktplatz marschieren die Garden auf, oben auf dem Balkon steht der Chef des Rathauses, Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, und liefert sich ein Wortduell mit dem Chef des Mönchengladbacher Karnevalsverbands (MKV), Bernd Gothe. Dabei geht es um das Einlösen einer Wette, mit der Gothe Reiners vor einigen Wochen herausgefordert hat. Diesmal muss der OB es schaffen, drei besondere Ratsleute in drei Rolltonnen in Borussenfarben auf den Rathausbalkon zu bekommen. Es folgt der Rathaussturm durch das Prinzenpaar samt Gefolge. Dann wird gemeinsam im Ratssaal hinter dem Balkon gefeiert und geschunkelt. Diesmal ist einiges anders. Es gibt die Wette, den Dialog zwischen Reiners oben und Gothe unten. Das Prinzenpaar wird danach das Rathaus stürmen — jedoch in gespenstischer Einsamkeit. Denn die Partygesellschaft im Ratssaal fällt aus. Stattdessen soll nach dem inszenierten Sturm die närrische Schar wieder die Treppen nach unten steigen und im Zelt vor dem Rathaus feiern. „Damit wird der Aufwand für uns deutlich reduziert“, erklärt Reiners und betont: „Wir drücken nichts weg, im Zelt wird auch eine Band spielen.“ Es stelle sich eben auch die Frage der Angemessenheit von Feierlichkeiten im Rathaus.

Bei vielen Karnevalisten sorgt das für Irritationen. MKV-Chef Gothe bleibt diplomatisch und nimmt es mit Humor: „Da wird uns läuferisch einiges abverlangt.“ Kritisch sieht er eine andere Überlegung des Rathaus-Chefs, nämlich den Rathaussturm auf den Altweiberdonnerstag zu verlegen und in Rheydt Rosenmontag einen Veedelszug ziehen zu lassen. „Das passt nicht zu der Idee des Sessions-Mottos einer geeinten Stadt“, so Gothe.