Die Klasse voller Rauch

Übung: Die Schüler der Montessori-Schule probten Donnerstag mit der Feuerwehr für den Ernstfall.

Mönchengladbach. Die Kinder krabbeln zügig auf allen Vieren aus dem verrauchten Klassenzimmer, der Raum ist komplett eingenebelt, als stünde er in Flammen - eine beängstigende Szenerie, wenn man nicht wüsste, dass es nur eine Übung ist.

"Die Kinder merken, wie schnell man sich nicht mehr orientieren kann. Es ist wichtig, dass sie lernen, wie man sich in einem brennenden Raum verhalten muss", sagt Thorsten Gernik von der Feuerwehr Mönchengladbach, die gestern in der Montessori-Schule an der Bleichstraße eine solche Situation zu Übungszwecken spektakulär nachstellte.

Wie schnell so ein Brand ausbrechen kann, erfahren die Kinder im Anschauungsunterricht. Gernik zündet verschiedene Gegenstände an, nachdem die Kinder entschieden haben, ob sie denn überhaupt brennen. Bei Holz und Papier ist die Klasse sich einig, dass sie in Flammen aufgehen werden. Doch Plastik teilt die Klasse in zwei Hälften, bis sie miterleben, wie schnell das Plastikstückchen Feuer fängt und brennende Teile herabfallen. Ein Raunen geht durch die Klasse. Judith und Annelie, beide zehn Jahre alt, denken daran, wie so auch ihr Spielzeug in Flammen stehen könnte. "Das macht schon Angst", sind sich die Mädchen einig.

Um den Kindern die Angst ein Stück weit zu nehmen, sollen diese Kurse eine Vorbereitung auf den Ernstfall sein. "Wenn die Kinder die Situation eines Brandes schon in der Schule durchlebt haben, verfallen sie bei einem echten Feuer zu Hause eventuell nicht sofort in Panik", sagt Gernik.

Er erzählt, wie er Kindern einer anderen Schule die Brandfluchthaube, eine Rauchschutzmaske mit Filter, gezeigt und erklärt hat: "Bei diesen Kindern hat es drei Wochen später wirklich gebrannt. Sie saßen im Zimmer und haben auf den Feuerwehrmann mit der Fluchthaube für sie gewartet."

Diese Vorbereitung sei gut, da ein Feuerwehrmann im Notfall nicht viel erkläre, sondern die Schüler einfach mitnähme. Wenn diese wissen, was gerade mit ihnen passiert, sei es kein ganz so schlimmes Erlebnis. Die Kinder sollen das richtige Verhalten während eines Feuers lernen. "Häufig verstecken sie sich unter dem Bett und denken dann: ,Wenn ich nichts Böses sehe, sieht das Böse mich auch nicht’", so Frank Nießen, Pressesprecher der Feuerwehr.

Zum richtigen Verhalten gehört natürlich auch die telefonische Benachrichtigung. Im Klassenzimmer werden deswegen Telefonate nachgestellt und die Telefonnummer der Feuerwehr abgefragt. Max: "Man darf nicht einfach auflegen, sondern muss sagen, was passiert ist und wo man gerade ist." Auch der Neunjährige ist schon mal in Kontakt mit Feuer gekommen: "Ich habe mal gesehen, wie ein Papiercontainer gebrannt hat. Das war spannend." Angst habe der Junge nicht gehabt. Auch nicht im verrauchten Klassenzimmer. "Das macht Spaß!"

Große Augen starren noch länger in den Raum, die Kinder sind fasziniert vom Rauch. Doch sie wissen auch, wie gefährlich Feuer sein kann. Das hat Damla (10) bereits selbst erfahren müssen: "Bei meiner Freundin hat es mal gebrannt. Das war unheimlich, ich habe Angst gehabt."