Die Taxifahrer geben Gas
Kosten: Mit Flüssiggas gegen die Dieselpreis- Explosion. Vielen Gladbacher Taxi-Betreibern droht die Pleite.
Mönchengladbach. Im Taxigewerbe ist Günter Storms ein alter Hase. "Seit 30 Jahren bin ich im Geschäft, was da im Moment an den Zapfsäulen abgeht, das treibt uns in den Ruin", sagt der 61-Jährige. Und augenzwinkernd fügt er hinzu: "Wenn wir nicht gezielt gegensteuern."
Auch Storms, mit mehreren Taxen einer der Großen unter den Gladbacher Droschken-Besitzern, hat reagiert. Weil der Dieselpreis pausenlos nach oben schnellte, stellt er seine blassgelbe Flotte nun peu à peu auf Kraftstoff aus Flüssiggas (LPG-Gas) um. "Ich habe monatlich eine Tankrechnung von rund 12 000 Euro." Mit dem Umstieg von Diesel auf Autogas will und muss er "diesen enormen Kostenfaktor" um monatlich 3 000 Euro drosseln.
"Und das schafft der auch", sagt Hans-Jürgen Lessenich. Der erfahrene Geschäftsführer der noch 62 Gladbacher Taxigenossen weiß, was derzeit im Fahrerlager los ist. "Wir rollen schon auf dem Zahnfleisch, und keiner weiß, wo das endet." Lessenich geht davon aus, dass "wir schon bald einen Dieselpreis von zwei Euro je Liter haben werden." Da blieben auch in Gladbach "nicht wenige auf der Strecke".
Bisher sei es üblich gewesen, dass jährlich ein bis zwei Taxi-Eigentümer aufgaben. "Jetzt haben wir schon zehn, und das Jahr ist längst noch nicht zu Ende."
Längst, meint Lessenich, stehe man mit dem Rücken zur Wand. Auf die extrem hohen Spritpreise mit höheren Taxi-Tarifen zu reagieren, das gehe nicht. "Das macht der Kunde nicht mit."
Erst im Januar 2008 hatte der Gladbacher Stadtrat den Neu-Tarif um im Schnitt 1,30 Euro je Kilometer angehoben. Bei Löhnen, Steuern und Versicherungen sei ebenfalls nichts mehr zu machen. Stichwort Personalkosten: Bei einem Garantielohn von 800 Euro im Monat gehören Taxilenker weiß Gott nicht zu den Besserverdienenden.
Also bleibe nur die rasche Abkehr vom teuren Diesel und Benzin zu preiswerteren Kraftstoffen wie Gas. Hierbei kämen den Chauffeuren vor allem Autohersteller aus Wolfsburg und Rüsselsheim entgegen. Sie bieten beispielsweise für Autos plus LPG-Gastank zweijährige Vollgarantien, auf die es im kilometerfressenden Alltag ankomme.
Doch nicht nur die Taxi-Fahrer, sondern auch Lkw-Lenker stöhnen. "Der Schock an den Tankstellen trifft uns letztlich alle", sagt Storms.
Dessen bundesweit tätiger Taxi-Dachverband fürchtet jetzt, dass in diesem Jahr rund 50 000 Taxi-Unternehmer in Deutschland auf der Strecke bleiben.