Künstler holt Baugerüst in die Kirche
Der Norweger Jon Erlend Larsen ist der neue Atelierstipendiat der Stadt. Der blonde Videokünstler arbeitet sechs Monate in Mönchengladbach.
Mönchengladbach. Vier Wochen ist er schon in Mönchengladbach. Der neue, der 17. Atelier-Stipendiat Jon Erlend Larsen aus Norwegen. Am Mittwoch wurde er der Öffentlichkeit präsentiert.
Auf Kosten der Josef und Hilde Wilberz Stiftung wird er im Atelierhaus der Stadt an der Steinmetzstraße 31 sechs Monate lang arbeiten.
Der blonde Videokünstler in schwarzen, tief sitzenden Jeans und Skater-Turnschuhen freut sich, hier konzentriert und ungestört arbeiten zu können.
Vorgeschlagen hat ihn Joshua Neustein, der Israel bei der Biennale vertreten hat. Bei ihm hat der 33-Jährige ein Jahr lang als Assistent in New York gearbeitet. Zuvor hatte er klassische Malerei und Zeichnen in Oslo und Amsterdam studiert.
Gladbachs Kulturdezernent Gert Fischer erwartet von ihm eine Ausstellung: "Wir brauchen als Kunststadt auch immer Anregungen von außen." Inzwischen hat Larsen Kontakt mit Christoph Simonsen von der Citykirche.
Dort könnte es im November, vor Abschluss des Stipendiats, eine Performance oder eine Ausstellung geben.
Larsen hat sich in die Gerüste und die Planen für die Renovierungsarbeiten verguckt, die er gerne ins Innere der Kirche verlängern würde.
Am Computer hat er erarbeitet, wie das aussehen könnte und zeigt die Entwürfe mit fast spitzbübischem Lächeln.
Ohnehin fällt an seinen Arbeiten der Humor auf, mit dem er ein ernstes Thema, wie etwa "Balance", bearbeitet. Wie ein Wikinger steht er mit nacktem Oberkörper in einem Wald.
Links hält er am ausgestreckten Arm ein Birkenholz. Im rechten Mundwinkel qualmt eine Zigarette, an sich schon ein ironischer Bruch des Bildes.
Aber so bekommt der Zuschauer ein Gefühl dafür, wie schnell der vermeintlich starke Arm weich, der Mann schwach wird und sich an einen Baum lehnen muss.
An eine Wand ist ein Papiertuch geheftet, das im Wind eines Ventilators flattert. Eine Kamera zeichnet die Bewegung auf und projiziert die vervielfachte Aufnahme zurück auf das Tuch an der Wand.
Es ist eine Wirkung wie beim Blick durch ein Kaleidoskop, die zum Spielen ermuntert.
Von der Vitusstadt hatte Larsen nie zuvor gehört. Hier zu arbeiten ist eine Chance. "Für viele war es das Sprungbrett zu einer internationalen Karriere", sagt Museumschefin Susanne Titz.