Dreh mit Martin Semmelrogge
Film: Für eine Neuauflage der „Vorstadtkrokodile“ stehen auf einem Minigolfplatz 100Kinder vor der Filmkamera.
Mönchengladbach. Wohnwagen auf dem Parkplatz an der Carl-Diem-Straße geben eine erste Ahnung von dem Spektakel, das einen erwartet, wenn man in diese Straße einbiegt. Anwohner versammeln sich zu lockeren Gruppen und sehen hinüber zum Minigolfplatz oder zu den Transportern, die davor stehen. Eine junge Frau in gelber Warnweste mit Funkgerät am Ohr regelt den Verkehr. "Hier können Sie nicht stehen bleiben!" Doch auch der zugewiesene Platz muss Minuten später wieder geräumt werden.
Wer hier nicht pünktlich erscheint, kommt nicht mehr rauf auf diesen Platz, auf dem einige Szenen für den neuen Spielfilm "Die Vorstadtkrokodile" gedreht werden. Verfilmt wird die Buchvorlage von Max von der Grün bereits zum zweiten Mal. Bereits Ende der 70er Jahre erschien die Geschichte um eine achtköpfige Kinderbande in den Kinos. Damals spielte Willy Semmelrogge den Minigolfplatzbesitzer und sein Sohn Martin eine Nebenrolle. Jetzt nimmt Martin Semmelrogge den Platz seine Vaters ein und spielt den Minigolfplatzbesitzer.
"Wir müssen jetzt drehen und brauchen Ruhe" - ein Mann mit im Nacken zum Knubbel gebundenem Haar hält sich ein winziges Mikro vor den Mund und gibt Anweisungen. Er ist der Aufnahmeleiter: "Wir brauchen jetzt die Krokodiler" - gemeint sind die Hauptdarsteller. Etwa 100 weitere Kinder, Komparsen aus Mönchengladbach, gehen an die verschiedenen Stationen und spielen scheinbar ganz normal Minigolf.
Die Krokodiler unterscheiden sich nur dadurch von den anderen, dass ihnen riesige Kameras ganz dicht auf den Leib rücken. Einer der Hauptdarsteller, Fabian Halbig, sitzt in einem Rollstuhl. Er spielt im Film den behinderten Kai, der es schafft, von der Bande als gleichberechtigt akzeptiert zu werden.
Nachdem die Film-Klappe laut knallt und der Dreh beginnt, lassen die anderen Kai erst einmal auf dem Minigolf-Platz stehen. Der erboste Platzbesitzer (Martin Semmelrogge) hat keine Lust, sich mit einem Behinderten abzugeben und versucht, ihn vom Platz zu schieben. Sofort sind die anderen Krokodiler wieder zur Stelle, machen Dampf und Kai leiert dem Mann acht Jahreskarten für den Platz aus dem Rücken. "Wir drehen die gleiche Szene jetzt aus einer anderen Einstellung", sagt der Aufnahmeleiter in sein Mikro.
46 Tage soll gedreht werden, acht bis zehn davon in Mönchengladbach. Jeweils 70 bis 80 Mann sind am Set, rollen Kabel, holen Kräne, stellen Beleuchtungstürme auf, spannen Planen.
Auch eine pädagogische Betreuerin ist vor Ort. Sie sorgt dafür, dass es den Kindern gut geht und die Arbeitszeiten eingehalten werden. Für den Dreh mit Kinderkomparsen gibt es Auflagen: "Dafür muss man eine Ausnahmegenehmigung beantragen", sagt Produktionsleiter Peter Schiller. Die Genehmigung für die Sperrung der Hindenburgstraße war schneller zu bekommen.
Am 20.und 21. Juli wird für die "Vorstadtkrokodile" auf der Straße gedreht. Vom Alten Markt bis zum Theater ist sie dann für normale Passanten gesperrt ist. "Das wäre sonst zu gefährlich", sagt Schiller.