EM-Finale: So tippt der Spanier

Er heißt zwar anders, fiebert aber mit den Deutschen – der ehemalige Kreisobmann aller Gladbacher Schornsteinfeger: Josef Spanier.

Mönchengladbach. Das Finale der deutschen Nationalmannschaft Sonntagabend gegen Spanien ist für ihn der absolute Traum. "Darauf habe ich als Spanier doch nur gewartet", sagt er und grinst verschmitzt.

Denn der Mann ist alles andere als ein Spanier - heißt allerdings so. "Spanier, wie iberische Halbinsel." Das ist der Satz, den der 77-Jährige immer sagt, wenn er sich jemandem vorstellt. In Giesenkirchen und Schelsen ist das aber sowieso nicht nötig.

Spanier ist das, was man im Volksmund ein Original nennt. Ihn kennt man in der Stadt. Er war Kreisobmann aller Bezirksschornsteinfeger und Sprecher aller ehrenamtlichen Mitglieder der 21Freiwilligen Feuerwehr-Einheiten in Mönchengladbach.

Für die, die ihn kennen, wird sein Familienname kaum eine große Rolle gespielt haben - warum auch? Aber bei seiner Ernennung zum Bezirksschornsteinfeger-Meister wurde er wegen seines Nachnamens tatsächlich gefragt, ob er wirklich Deutscher ist. "Albern, oder? Das war damals nämlich Voraussetzung."

"Jetzt zum EM-Finale sprechen mich natürlich alle darauf an", erzählt er und man merkt seiner Stimme an, dass er sich sogar etwas darüber freut. Und über seinen seltenen Nachnamen, den nur 298 Menschen in Deutschland tragen (davon sechs Familien in Mönchengladbach), hat er sich genau informiert.

"Der stammt aus der Besatzungszeit, als Holland unter spanischer Herrschaft stand. "Meine Vorfahren müssen zu diesen Spaniern gehört haben und sind dann geblieben. Daher hatten sie dann den Namen weg", weiß Josef Spanier aus Recherchen über seinen Nachnamen, den er so liebt.

"Irgendwie habe ich das schon immer in mir gespürt - die Verbindung zu dem Land Spanien und den Menschen", erzählt er von unzähligen Urlauben auf der iberischen Halbinsel. "Ganz spannend, denn ich habe mich dort gleich wohl - fast heimisch - gefühlt. Das Gefühl hatte ich in keinem anderen Land."

Für den 77-jährigen Fußballfan ist das Spiel Sonntag daher etwas ganz Besonderes. "Bei dem Namen", lacht er. Und fügt schnell hinzu: "Aber natürlich wünsche ich mir, dass wir gewinnen." Und meint selbstverständlich die Deutschen.

Wenn er alle Mannschaften der EM Revue passieren lässt, dann überlegt er kurz, wägt noch einmal zwischen Portugal ("Das Team mit dem besten Spielwitz") und Spanien ab und sagt dann schließlich: "Wenn die Spanier gewinnen, ist das die Mannschaft, der ich es auch von Herzen gönne."

Doch dazu werde es ohnehin nicht kommen, ist er sicher. "Der Spanier tippt 2:1 - für uns", sagt er und grinst wieder verschmitzt. "Wird doch Zeit, dass Deutschland endlich wieder ein Endspiel gewinnt."