EM: Friedlich ins Fiii-naaa-le

Es gab glückliche Gewinner und faire Verlierer, Hup-Orgien und leider zwei Korso-Unfälle nach dem EM-Spiel Deutschland gegen die Türkei.

Mönchengladbach. Die schönsten Momente gab es nach dem Abpfiff. Im "4komma drei" an der Friedrich-Ebert-Straße gratuliert Restaurant-Inhaber Muzaffer Inanici fast allen deutschen Gästen zum Einzug ins Finale.

"Verdient war es ja nicht, aber wir Türken sind faire Verlierer", sagt Inanici, der ein glühender Fan von Galatasaray Istanbul ist. "Heute haben zwei Herzen in meiner Brust geschlagen", sagt der 50-jährige Gastronom, "schließlich lebe ich schon fast 40 Jahren in Deutschland."

Andere Türken im Lokal sind nach dem dramatischen Finale einfach nur traurig, einige haben Tränen in den Augen. "Warum nur? Eine Verlängerung wäre super gewesen - und auch gerecht", findet Vedat Koyun.

Die Stimmung ist trotzdem gut im "4 komma drei", die Gäste lassen es sich bei Köfte, gebackenen Zucchinis, Fischgerichten, dem türkischen Nationalgetränk Raki und einem kühlen Hellen gut gehen.

Und als es immer später wird, hat sich Muzzafer Inanici längst auf die Seite der Gewinner geschlagen und lässt den denkwürdigen Abend mit den deutschen Fans ausklingen. Derweil will das Hupkonzert der Aufofahrer vor der Tür nicht enden.

"Fiii-naaaa-le" tönt es auch fast überall sonst in der Stadt aus den Runden drehenden Autos. Fahnenschwenkend sitzen die Menschen in Feierlaune in den Wagenfenstern.

2500 Menschen feiern nach Erkenntnissen der Polizei auf der Straße, rund 2000 sind mit ihren fahrbaren Untersätzen im Korso unterwegs.

"Deutsche und Türken haben gemeinsam friedlich gefeiert", lautete die Bilanz der Polizei am Donnerstag. Nicht bei allen endete die Tour durch die Stadt so glücklich wie sie begann.

"Es gab zwei Auffahrunfälle in der Gladbacher Innenstadt", so Polizeisprecher Willy Theveßen. Der Schaden liege zusammen bei rund 6200 Euro. Einer der Fahrer musste seinen Führerschein abgeben. Ihm wurden 2,3 Promille nachgewiesen.

Deutlich alkoholisiert waren auch zwei Männer, die gegen 23.45 Uhr vorläufig festgenommen wurden. Sie hatten aus einer Menschenmenge an der Aachener-/Ecke Sandradstraße heraus Polizeibeamte auf Fußstreife mit Flaschen beworfen.

Es wurde eine Strafanzeige wegen Landfriedensbruchs geschrieben und Blut entnommen. Die beiden verbrachten die Nacht statt beim Feiern mit Freunden in der Ausnüchterungszelle.