Odenkirchen: Krimistunde mit Franziska
Junge Vorleser, ältere Zuhörer – ein Projekt der Generationen macht Schule.
Mönchengladbach/Odenkirchen. Mehr als 70 Jahre liegen zwischen ihnen, doch sie verstehen sich trotzdem gut. Walda Lorenz ist eine der Bewohnerinnen des Altenheims am Odenkirchener Pixbusch und bekommt seit einiger Zeit immer wieder Besuch von Sonja und Franziska (17).
Die Mädchen besuchen das Gymnasium in Odenkirchen und nehmen, mit zwölf anderen Schülern, an dem Lesepaten-Projekt teil. "Wir gehen jeden Mittwoch zu Frau Lorenz. Man kann gut mit ihr reden, und wir haben echt viel Spaß. Manchmal gehen wir auch in den nahen Tierpark oder spielen Bingo", sagt Franziska.
Es geht also um viel mehr als nur ums Vorlesen. "Das entwickelte sich von selbst. Die Schüler kamen zu mir und haben gefragt, ob sie nicht auch mal etwas anderes machen könnten", erinnert sich Sozialarbeiterin Dorothee Klein-Schieren vom Altenheim.
Die Idee, eine Zusammenarbeit mit dem Gymnasium ins Leben zu rufen, stammt von Helmut Wallrafen-Dreisow. Er ist der Chef der Stadt-Sozial-Holding, zu der auch das Seniorenhaus gehört. Erste Schritte wurden dann im Deutschunterricht von Barbara Finke-Gabriel gemacht. "Damals hatten wir das Thema Seniorenkonflikte und haben uns gefragt, wie wir in der Praxis was dazu herausfinden können", sagt Finke-Gabriel.
Relativ schnell kam dann die Zusammenarbeit mit dem Altenheim zustande. "Die jungen Leute interessieren sich auch dafür, wie es früher war", sagt Walda Lorenz und freut sich, ihre Geschichten von damals erzählen zu können. Ihre Lesepatin Franziska kennt noch ihre Gefühle vom Anfang: "Damals war ich zurückhaltend, aber mit der Zeit hat man mir die Scheu genommen. Und jetzt bin ich mit Elan dabei."
Genau wie Knuth, der einzige Junge im Projekt: "Erst habe ich mich darüber nur lächerlich gemacht", doch jetzt ist auch er mit Spaß dabei. "Aus meiner Klasse lachen alle darüber. Sie können nicht verstehen, dass mir das Spaß macht", so Knuth. Vor jedem Treffen werden die Schüler durch das Personal des Altenheims auf den neuesten Stand gebracht und auf die Begegnung mit den teilweise demenzkranken Bewohnern vorbereitet.
"Am Anfang habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie ich mit diesen Menschen umgehen soll. Demenz ist ein schweres Schicksal und traurig mit anzusehen. Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber daran", sagt Lisa-Marie.
Das "Lesepaten"-Projekt soll auch nach dem Abitur der jetzigen Teilnehmer fortgeführt werden. Walda Lorenz: "Ich wünsche mir, dass es noch lange weitergeht." Sie hört nicht nur gerne Krimis, sondern auch Gedichte.