Schon wieder Hochwasser

Nicht einmal ein Monat ist vorbei – schon wieder kämpfen Bürger mit überfluteten Straßen und sind verärgert.

Mönchengladbach. Die Bewohner der Hütten-, Eichen- und Dohler Straße schreiben seit Sonntag das Jahr 2058. Dick unterstrichen stand es im Antwortschreiben der NVV auf einen Beschwerdebrief eines Anwohners nach dem großen Regen Ende Mai. Niederschlagsmengen wie diese entsprächen einer "50-jährigen Wiederkehrhäufigkeit" oder sogar länger.

"Keinen Monat später sind die 50 Jahre um", schimpft ein Hausbesitzer. Am Sonntag waren in seinem Wohnviertel wieder Straßen und Gärten überflutet, die Menschen vor Ort besorgt, dass ihre Keller voll laufen, weil Kanäle kein Wasser mehr aufnehmen und der Bungtbach anschwillt.

Dass die Niederschlagsmengen nicht an die vom Mai herankommen, ist für die Betroffenen unerheblich. "Fakt ist seit Jahren: Jedes Mal, wenn es etwas mehr regnet, saufen wir ab", sagt Jürgen Wilms. Mit "wir" meint er vor allem seine Nachbarn.

"Ich hatte Glück, bei mir ist nichts in den Keller gelaufen." Aber das sei unwichtig. "Wichtig ist, dass sich auch die einschalten, die noch keinen wirtschaftlichen Schaden haben", sagt Wilms. Eine Interessensgemeinschaft haben Anwohner bereits gegründet.

Wilms will privat aktiv werden. Er bereitet eine Beschwerde beim Regierungspräsidenten vor, will den kompletten Schriftverkehr der vergangenen Jahre einreichen. "Für uns ist klar, in unserer Stadt wird das Gesetz, die Pflicht, nicht erfüllt", so Wilms. Die Behörden schöben den Ball hin und her.

"Uns ist egal, ob die Stadt oder die NVV zuständig ist. Wir zahlen Besitzabgaben und Entwässerungsgebühren, und diese Kommune ist nicht gerade billig. Und gleichzeitig müssen wir zusehen, wie unser Besitz an Wert verliert."

Die Probleme sprächen sich herum, in dem betroffenen Gebiet wolle "doch keiner mehr kaufen oder mieten". Ein Ehepaar von der Hüttenstraße hat einen Anwalt beauftragt, für sie zu agieren. Der in der Stiegerfeldstraße unterirdisch geführte Bungtbach sei "zu klein bemessen" und der finanzielle Schaden allein durch das Mai-Gewitter liege bei 40.000 Euro, heißt es in einem Schreiben an den Oberbürgermeister.

Der Stadt wird eine Frist von zwei Wochen gesetzt, um den Anspruch auf Schadenersatz anzuerkennen. Anderenfalls wird man wohl vor Gericht gehen.

Insgesamt spricht die Polizei aktuell von mindestens 33"Wettereinsätzen", darunter auch vier Unfälle. Hier gab es lediglich Blechschäden. Insassen kamen mit dem Schrecken davon. Voll gelaufene Keller, umgestürzte Bäume, unpassierbar gewordene Kreuzungen - bis gestern Morgen zählte die Feuerwehr, mit über 120 Leuten in Bereitschaft, gut 100 Einsätze. Vielfach heulten Brandmelder, weil der Blitz einschlug.

In Schlamm- und Wasserpisten verwandelten sich unter anderem die Waldnieler Straße/Ost-West-Achse-Ort (OWAN), aber auch die Landstraße 390 in Neuwerk, die zur Autobahn A 52 führt.

Erst am Montagmorgen waren Schlamm und Geröll soweit entfernt, dass die Neuwerker Abfahrt der A 52 freigegeben wurde. Verschlammt war bis zum Morgen auch die Waldnieler Straße/OWAN.