EM 2008: Stoßgebete, Party und leere Gänge

Deutsche und portugiesische Fans fieberten gemeinsam im Hockeypark.

Mönchengladbach. Schnell noch ein Stoßgebet und drei mal das Kreuzzeichen, das muss doch helfen. "Das mache ich immer", sagt Maria Maduera. Den himmlischen Beistand erflehte die Deutsch-Portugiesin allerdings nicht für Jogi, Hansi, Poldi, Schweini und Olli, sondern für die Mannschaft Portugals. Denn die 26-Jährige Medizinstudentin, die an diesem Spieltag im Trikot ihres Heimatlandes im Hockeypark sitzt, ist in Lissabon geboren.

Sie fühlt sich aber "zu 200 Prozent als Deutsche - nur nicht an solchen Tagen". Gemeinsam mit einigen Kommilitonen ist sie in den Hockeypark gezogen, um dort das EM-Viertelfinale zu sehen.

Dass sie am Ende traurig und mit hängendem Kopf nach Hause zieht, dass sie ihre Freunde auch mit drei Erdbeer-Margheritas nicht mehr zum Lachen bekommen, das hat sie vorher nicht gedacht. "Wir waren doch die Favoriten, die beste Mannschaft im Turnier", will sie auch gestern immer noch nicht über die Niederlage sprechen. "Vergiss es", lautet die trotzige Antwort auf die Frage ihrer Freundinnen, ob sie mit auf den Alten Markt kommen will.

An den Sieg der Hansi-Jogi-Truppe glaubten auch die meisten der knapp über 1000 deutschen Fans im Hockeypark nicht so richtig. Um so ausgelassener ist der Jubel, als es nach knapp 25 Minuten 2:0 steht.

Und nach den letzten Minuten des Zitterns, bis der Abpfiff endlich den 2:3-Sieg besiegelt und den Weg ins Halbfinale frei macht, sind es wohl umso mehr, die sich mit ihrem Auto auf den Weg zum Alten Markt machen. Fußball in Gladbach - das ist in diesen Tagen eben auch Autokorso-Zeit.

Ganz so heftig wie nach dem Aufstieg der Borussia war es nicht, dennoch beteiligten sich rund 100 Fans an der Formationsfahrt.

In vielen Kneipen und Restaurants haben unterdessen die Planungen für das Halbfinale am kommenden Mittwoch, 25. Juni, schon begonnen.

Und für alle, die mit Fußball gar nichts zu tun haben, ist das dann wieder der Moment, in dem man in aller Ruhe einkaufen kann. So wie während des Spiels gegen Portugal, als fünf Minuten vor dem Anpfiff die Gänge in den Supermärkten völlig verwaist da lagen.