Von Gíslason bis Krstajic: Die Gewinner und Verlierer der WM

Moskau (dpa) - 736 Spieler, 23 Trainer, 35 Schiedsrichter und viele prominente Randfiguren: Zahlreiche Gesichter prägten die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland.

Die Deutsche Presse-Agentur listet vor dem Finale zwischen Frankreich und Kroatien die Gewinner und Verlierer des gut vierwöchigen Spektakels auf.

GEWINNER

STANISLAW TSCHERTSCHESSOW: Der russische „Bär“ dirigierte das Gastgeber-Team überraschend bis ins Viertelfinale. Der Dank der russischen Fans ist dem 54 Jahre alten Trainer gewiss: Tausende jubelten dem Mann mit dem Schnauzer und seiner Sbornaja zu.

LUKA MODRIC: Der kleine Spielmacher von Real Madrid kam ganz groß raus. Als Kapitän führte er Kroatien erstmals in ein Endspiel. Wenn der 32-Jährige am Sonntag den WM-Pokal hochhalten sollte, dann will er seine Haare färben - vermutlich rot-weiß mit Karo-Muster.

WLADIMIR PUTIN: Der Staatspräsident musste sich nicht groß im Stadion zeigen. Russland hat ein gut organisiertes, störungsfreies und sogar fröhliches Turnier abgehalten. Einziger Wermutstropfen für ihn: Die im Schutz der WM eingeleitete Rentenreform nimmt man ihm übel.

RÚRIK GÍSLASON: Der Zweitliga-Profi vom SV Sandhausen schied mit Neuling Island zwar früh aus, wurde im Netz aber als Kultkicker gefeiert. Bei Instagram explodierten seine Popularitätswerte: Statt 40 000 Followern hat er jetzt mehr als eine Million.

FELIPE BALOY: Beim 1:6 gegen England erzielte der 37-Jährige das erste WM-Tor in der Geschichte Panamas. Selten hat man einen so glücklichen Schützen und so selige Fans gesehen bei diesem Turnier. Das Aus in der Vorrunde? Der Neuling trug's mit Fassung.

KYLIAN MBAPPÉ: Frankreichs Turbo-Stürmer verzückte alle und führte sein Team ins Finale. Für den 19-Jährigen von Paris Saint-Germain hat die Zeitung „L'Équipe“ einen Marktwert von 400 Millionen Euro veranschlagt. „Das alles hier ist ein Lebenstraum“, sagte er.

GARETH SOUTHGATE: Der Gentleman dieser WM. Der englische Coach hat das Mutterland des Fußballs wieder hoffähig gemacht und trug auch das Halbfinal-Aus mit Stil. „Der Messias mit der Anzugweste heilte unser unruhiges Volk mit seinen jungen Jüngern“, schwärmte „The Sun“.

ÓSCAR TABÁREZ: Der 71-Jährige leidet an einer Nervenkrankheit, steht mit einer Krücke auf dem Trainingsplatz - und hält Uruguays Fußball aufrecht. Der tapfere Trainer, dienstältester bei diesem Turnier, kam mit Luis Suárez, Edinson Cavani und Co. bis ins Viertelfinale.

EDEN HAZARD: Technisch brillant und torgefährlich: Hazard stach bei den starken Belgiern heraus. Gut möglich, dass er den FC Chelsea demnächst verlässt. Der 27-Jährige wird als Nachfolger von Cristiano Ronaldo bei Real Madrid gehandelt.

VERLIERER

JOACHIM LÖW: Die Mission Titelverteidigung krachend gescheitert, das Vorrunden-Aus als Gruppenletzter historisch. Der Bundestrainer stand beim Debakel der DFB-Auswahl hilfslos da. Weitermachen darf der 58-Jährige dennoch. Auf seine ausstehende Analyse sind alle gespannt.

DIEGO MARADONA: Das Idol gab auf der Tribüne nur noch eine tragische Witzfigur ab. Der Ex-Weltmeister aus Argentinien fiel mit obszönen Gesten aus der Rolle und döste vor sich hin. Man solle nicht über ihn lachen, sondern ihm helfen, schrieb ein spanisches Blatt.

FERNANDO HIERRO: Der Sportdirektor von Titelfavorit Spanien beförderte sich nach dem Rauswurf von Julen Lopetegui zwei Tage vor dem ersten Spiel mit zum Interimscoach - und scheiterte kläglich. Nach dem Aus im Achtelfinale musste er Luis Enrique Platz machen.

LIONEL MESSI: Auch im vierten Anlauf blieb die WM-Geschichte von Argentiniens Fußball-Idol eine unvollendete. Der Superstar vom FC Barcelona wirkte zeitweise erdrückt vom Druck. Gegen Island verschoss der fünfmalige Weltfußballer sogar einen Elfmeter.

NEYMAR: Den Traum von der „Hexa“, dem sechsten WM-Titel, konnte der Superstar Brasilien nicht erfüllen. Wegen seiner Schauspieleinlagen erntete der 26-Jährige so viel Hohn und Spott wie kein anderer Spieler. Und dann war da noch seine Spaghetti-Frisur...

MLADEN KRSTAJIC: Serbiens Coach sorgte mit seiner unsäglichen Kritik am deutschen Referee Felix Brych, den er nach dem Schweiz-Spiel vor das UN-Kriegsverbrechertribunal stellen wollte, für Empörung. Dabei hat der Ex-Profi neun Jahre in der Bundesliga gespielt.

FELIX BRYCH: Der deutsche Schiedsrichter musste nach nur einem geleiteten Spiel heimfahren. Die Anfeindungen nach seinem ausgebliebenen Elfmeterpfiff für die Serben beim 1:2 gegen die Schweiz wurden dem 42 Jahre alten Münchner wohl zum Verhängnis.