Die Tour kommt nach Gladbach
Gestern bestätigte der Organisationschef der Tour de France, dass die Etappe ab Düsseldorf durch Mönchengladbach führen wird.
Thomas Geisel ließ es sich nicht nehmen, seinen Gladbacher Amtskollegen noch einmal umzudrapieren. „Ach komm, wir nehmen dich in die Mitte — heute geht es um dich“, sagte Düsseldorfs Oberbürgermeister in Richtung von Hans Wilhelm Reiners. Und auch ein klein wenig um den dritten Mann auf dem zu schießenden Foto: Christian Prudhomme, Direktor der Tour de France. Denn bei dem kurzfristig anberaumten Pressetermin gestern Morgen vor und im Düsseldorfer Rathaus verkündeten die drei, dass Mönchengladbach am 2. Juli 2017 Austragungsort der allerersten Sprintwertung des wichtigsten Radrennens der Welt sein wird.
Der Vorgang war durchaus ungewöhnlich — steht doch bisher außer dem Verlauf des Auftakt-Zeitfahrens am Samstag (in Düsseldorf) und der ersten Hälfte der zweiten Etappe (von Düsseldorf in den Kreis Mettmann und zurück) in Sachen Streckenführung noch nichts fest. Das bleibt auch bis zum 18. Oktober so, wenn in Paris die Details bekanntgegeben werden. Doch schon jetzt ist klar: Die Sprinterelite um André Greipel, Marcel Kittel und John Degenkolb — um nur die deutschen Asse zu nennen — wird sich definitiv in Gladbach zum ersten Mal die Ehre geben, weswegen sich seit gestern nun auch Krefeld gesteigerte Hoffnungen macht, dass der Weg von Düsseldorf nach Mönchengladbach über die Seidenstadt führen könnte. Angesichts der weltweiten Medienpräsenz mitsamt Liveübertragung sei die Tour „eine großartige Chance für diese sportbegeisterte Stadt“, sagte Reiners. Wo genau der Tross durch die Stadt fahren wird, weiß noch keiner. Prudhomme war allerdings am Donnerstag bereits in der Stadt und hat sich mögliche Strecken angeschaut. „Es gibt viele geeignete Straßen, die sich dafür anbieten“, sagte Prudhomme. Der Tour-Chef brachte insbesondere die „großen Einkaufsstraßen“ ins Spiel — wohl in erster Linie die durch ihre Steigung besonders reizvolle Hindenburgstraße hinauf zum Alten Markt. Reiners geht noch einen Schritt weiter und wünscht sich im weiteren Verlauf einen Schlenker um den Borussia-Park. Er habe Präsident Rolf Königs bereits darauf angesprochen.
Hans Wilhelm Reiners, Oberbürgermeister, zum Tag, an dem die Tour de France durch Gladbach fahren wird.
„Die Organisatoren suchen ja auch immer nach schönen Motiven für die Hubschrauberkameras — da könnte man etwa auf dem Rasen des Stadions etwas inszenieren.“ Der 2. Juli wird ein Sonntag sein — „wir wollen ihn zu einem Tour-Festtag zu machen, an dem ganz Gladbach im Radsportfieber ist“, so Reiners.
Die erste Initiative, die Tour in die Stadt zu holen, war vom anfangs belächelten CDU-Sportfachmann Robert Baues ausgegangen, der sich gestern „begeistert“ zeigte: „Ich hoffe, dass die Bürger jetzt nicht nach dem Haar in der Suppe suchen, sondern einfach dieses tolle Ereignis genießen.“ In der Folge machte sich — mit Auftrag des Stadtrats — auch der radsportbegeisterte Reiners für die Tour stark. Bereits als im Museum K21 gefeiert wurde, dass Düsseldorf den Zuschlag für den „Grand Départ“ bekommt, sprach er Prudhomme und Geisel gezielt an. Nur wenige Monate später lud ihn Prudhomme nun gestern ein, an den Abschlussfeierlichkeiten der diesjährigen Tour in Paris teilzunehmen. Und auch diese Einladung steht: Geisel und Reiners dürfen 2017 eine vollwertige Tour-Etappe im Rahmen einer Jedermann-Fahrt absolvieren, wenn sie denn wollen.
Mindestens 100 000 Euro kostet das Ausrichten der Sprintwertung; weitere Kosten hängen von den Dimensionen des Rahmenprogramms ab, in dessen Planung die Stadt nun einsteigt. Man wolle jedoch nicht tief in die Kassen greifen, sondern das meiste mit Hilfe von Sponsoren refinanzieren, so Reiners. Leider könne man bei solchen Events stets nur den Aufwand, nicht aber den Ertrag beziffern. Doch der sei immens: in Sachen Tourismus und Imagewerbung. Und: „Solche Events haben definitiv Auswirkungen auf das Lebensgefühl in einer Stadt.“