Die Vinzentinerinnen sind Geschichte
Die letzten fünf Schwestern nahmen nach 150 Jahren Abschied vom St. Josefshaus.
Nach 150 Jahren verlassen aus Gesundheits- und Altersgründen die letzten fünf Vinzentinerinnen das St. Josefshaus. Ein „herzliches Vergelt’s Gott“ rief ihnen Pater Georg Witzel C. M. beim Gottesdienst auf dem Gelände des St. Josefshauses zu. „Seit 1955 komme ich regelmäßig ins Haus und ihr wisst, ich komme sehr gerne“, sagte der Schwesterndirektor der Provinz Köln/Niederlande im Dank an die Schwestern, wie auch zu den Bewohnern und verbleibenden Mitarbeitern. Der Pater betonte, dass sich die Schwestern das Anliegen des heiligen Vinzenz, notleidenden Menschen zu helfen, zur Aufgabe gemacht haben. Auch wenn die Schwestern scheiden, der Geist der Gemeinschaft der Vinzentinerinnen soll dem Haus erhalten bleiben. Es verbleibt in deren Trägerschaft.
Witzel zelebrierte gemeinsam mit Regens Stefan Dückers den Familiengottesdienst, der wie gewohnt das traditionelle Sommerfest auf dem Gelände eröffnete. Dieses Mal war die fröhliche Begegnung unter strahlend blauem Himmel verbunden mit Jubiläum und Abschied. Daher mischte sich in die Festfreude auch Wehmut.
Während des Gottesdienstes erinnerte eine Aufführung des Schwarzlichttheaters der Bewohner an die Anfänge des St. Josefshauses. Im berührenden Spiel zeigten die Darsteller, wie Vinzentinerinnen von Köln nach Hardt reisten, um für Arme, Kranke und Kinder Lebensmittel zu erbitten. Der Hardter Pfarrer Bartholomäus Schlippers war angetan vom guten Werk und setzte sich dafür ein, dass drei Vinzentinerinnen für Schulausbildung und Krankenpflege nach Hardt kamen. In stimmungsvollen Liedbeiträgen bezog sich das Ensemble „Sound and Spirit“ mit der Textzeile „Ich möchte mit dem Herzen sehen, wie es Vinzenz getan hat“ auf den Ordensgründer Vinzenz von Paul.
Einrichtungsleiterin Dagmar Rudy dankte den scheidenden Schwestern Hilda, Gisela, Brigitte, Maria-Josepha und Magda für Einsatz, Ausdauer, Weltoffenheit und Zuversicht auch in schwierigen Zeiten. „Die Gewissheit, dass die Mitarbeiterinnen die Verantwortung im Sinne der Vinzentinerinnen führen, macht mir Mut“, stellte Stephanie Schuster, Geschäftsführerin der Vinzentinerinnen Köln GmbH entschieden fest. „Hier ging es immer um das Schicksal von Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen — erst um die Armen und Kranken, später um Menschen mit Behinderung. Sie können stolz sein auf ihre Arbeit, wie auch die Stadt stolz ist auf Ihre Einrichtung“, würdigte Bürgermeister Michael Schroeren die Arbeit im St. Josefshaus. Ebenso hob Manuela Luhnen, stellvertretende Bezirksvorsteherin Nord, die befruchtende Wirkung der Einrichtung auf das Umfeld hervor. Sie dankte für eine fortschrittliche Führung des Hauses, das heute mehr als 200 Menschen mit Behinderung betreut. Vertreter vom benachbarten Pfarreirat und der Gemeinschaft der Gemeinden überreichten den Schwestern symbolische Geschenke, wie die Muschel als Zeichen der Pilger und Schöpfgefäß für das Wasser des Lebens. Sichtlich ergriffen bekannte Heimbeiratsvorsitzender Hans Günter Hoffmann stellvertretend für alle Bewohner: „Ich bin sehr, sehr traurig. Ohne Sie hätte es hier gar nichts gegeben. Ein großes Dankeschön.“