Die Zahl der Fahrerfluchten nimmt zu
Die Polizei Mönchengladbach stellte ihre Unfallstatistik für das vergangene Jahr vor. Beklagt wird seitens der Behörde auch die gestiegene Zahl der Todesopfer.
Fünf Menschen starben im vergangenen Jahr auf Mönchengladbachs Straßen, darunter ein kleiner Junge, eine Radfahrerin, eine Fußgängerin. Einmal spielte Alkohol eine Rolle, einmal war es ein Abbiegeunfall. Ein Muster, eine besonders gefährdete Gruppe oder ein besonders risikoträchtiges Verhalten sind bei den tragischen Todesfällen nicht zu erkennen. Auch keine lokalen Unfallbrennpunkte. Das macht es für die Mönchengladbacher Polizei schwer, gegenzusteuern. „Wir schauen uns jede Unfallstelle genau an“, sagt Dirk Hoff, der Leiter der Direktion Verkehr. „Aber bei diesen Fällen handelte es sich um individuelles Fehlverhalten.“
10 013 Mal krachte es im vergangenen Jahr auf den Straßen der Stadt, 3,6 Prozent häufiger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Todesopfer stieg von zwei auf fünf, insgesamt aber blieb die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden mit 881 exakt auf Vorjahresniveau. Nicht weiter verwunderlich: Die meisten dieser Unfälle passieren in den Stadtzentren: 253 in Mönchengladbach und 186 in Rheydt. Die Zahl der Unfallfluchten, in Gladbach ohnehin schon hoch, stieg weiter leicht an — von 1984 auf 2090. „Das scheint ein soziales Problem zu sein“, sagt Hoff. Besonders erschreckend: Selbst dann, wenn ein Mensch bei dem Unfall verletzt wurde, gibt es Fahrer, die lieber Gas geben und flüchten, als sich um die Folgen ihres Handelns zu kümmern. 66 Mal ist das im vergangenen Jahr geschehen. Die Aufklärungsquote ist recht hoch. „Bei Personenschäden fassen wir zwei von drei Unfallflüchtigen, bei Blechschäden vier von zehn“, sagt Polizeipräsident Mathis Wiesselmann. „Das sind Straftaten, und wir nutzen alle Möglichkeiten der Spurensuche.“
Ein spezifisches Gladbacher Problem sind zudem Unfälle beim Abbiegen, besonders beim Linksabbiegen, Fehlverhalten von und gegenüber Radfahrern und Fußgängern sowie die Vorfahrt-/Vorrang-Problematik. Letzteres sind Unfälle, die auf Rotlichtverstöße zurückgehen oder auf Missachten der Vorfahrt an Einmündungen oder Ähnliches. „Da liegen wir über dem Landesschnitt“, sagt Polizeipräsident Wiesselmann. Erfreulicher ist da schon, dass Mönchengladbacher Autofahrer nicht zum Rasen neigen: Zu hohe Geschwindigkeit und mangelnder Abstand sind in der Stadt seltener Unfallursache als im Landesdurchschnitt.
Auch eine Raserszene wie etwa in Köln gibt es nicht. „Wir gehen auch sehr restriktiv vor, sobald wir merken, dass sich eine Szene bilden könnte“, erklärt Dirk Hoff. Zwar gebe es auch getunte Autos, die zu Beschwerden wegen Lärmbelästigung führten, aber meist könne die Polizei nicht einschreiten. „Die Autos sind laut, bewegen sich aber im Rahmen des Erlaubten“, bedauert der Leiter der Verkehrsdirektion. Nicht im Rahmen des Erlaubten waren dagegen jene rund 300 Fahrer, die im vergangenen Jahr aus dem Verkehr gezogen wurden, weil sie Alkohol, Drogen oder gleich beides konsumiert hatten. Hier will die Polizei auch 2017 schwerpunktmäßig weiterkontrollieren.
Außerdem soll eine weitere Radstaffel eingerichtet werden, um besser die Zielgruppe der Radfahrer und Fußgänger erreichen zu können. Die Polizei setzt weiter auf Prävention: Neben den bewährten Kooperationen mit Schulen und Kindergärten gibt es im Juni einen Verkehrssicherheitstag in der Rheydter City.