„Dünnes Eis“ bei Verständigung der Religionen

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit feiert ihr 20-Jähriges.

Mönchengladbach. "Es war eine tolle Begegnung, zu der so viele Menschen aus der ganzen Welt gekommen sind", erinnert sich Brigitte Bierei. "Völlig unverkrampft" sei das Verhältnis zu ihrem Gast gewesen, berichtet auch Albrecht Bierei.

Das Pfarrerehepaar denkt noch heute gerne an den Besuch Mauri Neufelds aus der Schweiz zurück. Der Gast im Hause Bierei gehörte zu der Besuchergruppe ehemaliger jüdischer Mitbürger, die nach ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten noch einmal nach Mönchengladbach gekommen waren.

Fast zeitgleich zu dieser Begegnungswoche 1989 ist auch die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Mönchengladbach gegründet worden.

Ihr 20-jähriges Bestehen war für die Mitglieder der Gesellschaft und viele Gäste am Sonntag Anlass, sich bei jüdischer Musik und koscherem Essen an beide Ereignisse mit einem Festakt im Ernst-Christoffel-Haus in Rheydt zu erinnern.

Die Gesellschaft habe 20 Jahre lang erfolgreich daran gearbeitet, den Menschen in Mönchengladbach, "die jüdische Religion näherzubringen", sagte Inge Steindler, im Trio der Vorsitzenden die jüdische Vertreterin. Zu den Aufgaben der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gehören Vorträge, Studienreisen, Begegnungen und Kontakte zu den Schulen.

Für den katholischen Vorsitzenden, Pfarrer Wolfgang Bußler, ist der Dialog zwischen Christen und Juden auch heute noch unerlässlich. Denn "so schnell heilt die Zeit keine Wunden". Die aktuellen Ereignisse in der katholischen Kirche im Zusammenhang mit der Piusbruderschaft hätten gezeigt, "wie dünn das Eis" der Verständigung zwischen den Religionsgemeinschaften sei.

Gründungsmitglied und Festredner Frank Orlowski freute sich, dass die Gesellschaft "in einem so guten Zustand ist" und "so lange existiert hat". Der erste Vorstand habe den christlich-jüdischen Dialog auf den Weg gebracht, nun führe die vierte Generation die gute Arbeit weiter.

Zu den vielen Gratulanten an diesem Tag gehörte auch die Vorsitzende der jüdische Gemeinde Mönchengladbach: "Zu einem guten Miteinander von Christen und Juden gibt es keine Alternative", sagte Lea Floh.

Oberbürgermeister Norbert Bude wertete das Jubiläum als "wichtiges Zeichen gelungener Verständigung" und der Bundestagsabgeordnete Günter Krings bezeichnete "Versöhnung und Freundschaft" als das beste Mittel "gegen rechtsextreme Parolen".