In Neubau investieren und dabei sparen

Umfangreiche Pläne für das Rheydter Rathaus werden morgen von der Bezirksvertretung diskutiert.

Mönchengladbach. Die Planer aus der Stadtsparte Hochbau haben einiges an Skizzen entworfen, und spitz gerechnet haben sie auch. 29,8 Millionen Euro soll das neue Rathaus Rheydt kosten, das CDU und FDP unbedingt in den nächsten fünf Jahren bauen wollen. Aufgeteilt in sechs Bauabschnitte. Trotz der teilweise massiven Kritik beispielsweise von SPD und FWG.

Sie halten das Millionen-Projekt zwar vom Grundsatz her für sinnvoll. "Das ist aber Wunschdenken, dafür haben wir wirklich kein Geld", sagt zum Beispiel FWG-Chef Erich Oberem. Am Dienstag wird sich die Bezirksvertretung Rheydt-Mitte erstmals mit den umfangreichen wie teuren Plänen befassen.

Dass das Rheydter Rathaus - abgesehen von seiner nostalgischen, denkmalgeschützten Marktplatz-Fassade - kein Schmuckstück, sondern ein verschachtelter Bau der langen Wege ist, das bekommen die Bürger schon länger zu spüren.

Hinzu kommt, dass der riesige Komplex ein kostspieliger Energiefresser ist. Zudem sind die Büros in einigen Trakten für die Stadtbeschäftigten eine Zumutung, was allerdings nicht nur auf Rheydt zutrifft.

Gerade dem CDU-Oberbürgermeister-Kandidaten Norbert Post ist es ein "Herzensanliegen", sagt er, für Rheydt etwas zu tun. Mit Blick auf die Kommunalwahl fiel Post u.a. das Millionen-Vorhaben ein. Sehr vage sind dagegen die Vorstellungen von CDU und FDP, wenn es um die Finanzierung des Rheydter Baus geht.

Bis auf die Denkmalbereiche altes Rathaus sowie "königliches Bezirkskommando" an der Ecke Limitenstraße sollen die übrigen Nachkriegsbauten abgerissen werden. Nicht auf einmal, schließlich müsse der Rathaus-Betrieb weitergehen.

Künftig soll es in Rheydt-Mitte nur noch eine Rathaus-Adresse geben. Somit will man gemietete und eigene Nebenstellen in der Stadtsparkasse, bei Karstadt, an Haupt-, Mühlen- und Wilhelm-Strauß-Straße mittelfristig aufgeben.

Und dadurch sowohl Mieten als auch Nebenkosten sparen. Auch Volks- und Musikschule, noch an der Mühlenstraße untergebracht, würden im neuen, großen Rathaus für ihre vielen Kunden da sein.

Der Raumbedarf für das Millionen-Vorhaben ist daher enorm: 17.138 Quadratmeter müssten am Standort Rheydt zentral angeboten werden, schreibt OB Norbert Bude (SPD) in der Beratungsvorlage für die Politiker.

Und auch diese, eher grob geschätzte Zahl hat Bude für die Politiker parat: Würde man das Rathaus sanieren beziehungsweise instandsetzen, wären 17,8Millionen Euro fällig. Auch diese Summe hat die Kommune nicht.

In den einzelnen Bauphasen würden viergeschossige Büro-Gebäude (an Markt-, Limitenstraße zum Beispiel), Tiefgarage (3. Bauabschnitt) und ein Ratszentrum (6. Abschnitt) mit Ratssaal, Zuschauerbereich usw. entstehen.

Zum Marktplatz angelegt sind neuer Eingang mit Bürgerservice von A bis Z. Neu ist auch ein "Bauinformationscenter". Während der Bauzeit zögen Rathaus-Beschäftigte um. Zum Beispiel in das leerstehende Finanzamt an der Wilhelm-Strauß-Straße. Es gehört der Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG und spielt in den Zukunftsplänen der Stadt keine Rolle mehr.

Ob die Stadt bei der Finanzierung der Rathaus-Pläne etwas von den 32,2 Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm II der Bundesregierung nehmen darf, das wird noch geprüft.

Klar ist, dass auch einige Gutachter beschäftigt werden sollen. Mehr als 560 000 Euro will man ausgeben für Gutachten zur Büro-Organisation im Neubau (Kostenpunkt: 120.000 Euro) und zum Thema Energie (Kostenpunkt: 90.000 Euro). Für die planerische Kreativität von 15Büros - sieben aus Gladbach, acht aus dem "EU-Raum" - würden 350.000 Euro ausgegeben.