Brandheißes Derby

Bei der Partie der Borussia gegen den FC kam es zu Ausschreitungen. Bahnen wurden beschossen, Tore eingedrückt.

Mönchengladbach. Straßenbahnen unter Beschuss, Schlägereien, Rauchbomben - das rheinische Derby zwischen Köln und Mönchengladbach hat am Samstag erneut einen bitteren Beigeschmack bekommen. Vor und nach dem 4:2-Sieg der Gladbacher lieferten sich in der Domstadt so genannte Anhänger der beiden Klubs zum Teil heftige Auseinandersetzungen.

Rauchbomben, Knallkörper und Leuchtkugeln wurden gezündet, zudem flogen immer wieder die Fäuste und leere Bierflaschen. Die Kölner Polizei hatte es laut eines Sprechers mit rund tausend "Problemfans" zu tun.

Die erschreckende Bilanz: zahlreiche Verletzte, darunter acht Polizisten, 25 Festnahmen sowie Sachschäden von mehreren hunderttausend Euro. Zudem wurden 17Menschen vorübergehend in Gewahrsam genommen.

Epizentrum der Gewaltexzesse: die Aachener Straße, die direkt vor dem Stadion liegt. Vollbesetzte Sonderzüge der Kölner Verkehrsbetriebe wurden von FC-Hooligans u.a. mit Flaschen und Dosen beworfen und mit Feuerwerkskörpern beschossen.

Die Aachener Straße musste vor dem Anpfiff annähernd eine Stunde lang komplett gesperrt werden, nur der massive Einsatz von Polizisten habe Schlimmeres verhindert, sagte ein Behördensprecher.

"Das war wie Krieg. So einen Hass und solch eine Gewalt habe ich noch nicht erlebt. Ich hatte unglaubliche Angst", sagt ein Gladbacher Fan, der anonym bleiben möchte, im Gespräch mit der WZ. Immer wieder gerieten auch ganz normale Fans, Frauen und Kinder zwischen die Fronten.

Die aggressive und aufgeheizte Stimmung setzte sich am und im Stadion fort. Eine Gruppe wartender Gladbach-Fans brachte Tore zum Schwanken und stürmte den Eingang, bevor die ersten Polizeikräfte die Tore erreichten. Ordner wurden verletzt. Verängstigte Menschen flüchteten sich in die Toiletten.

Vor allem eine ganz in Schwarz gekleidete Horde tat sich mit aggressiven Aktionen hervor. Sie waren bei ihrer Montur wohl der "Back in Black"-Aktion gefolgt, für die das Gladbacher Fanprojekt im Internet geworben hatte.

Kurz vor dem Anpfiff wurden im Gladbacher Block Rauchbomben, Böller und Leuchtkugeln gezündet und aufs Spielfeld geworfen.

"Beschämend" fanden viele ganz normale Borussen-Anhänger die unüberhörbaren Pfiffe gegen den Kölner Spieler und Kapitän Ümit Özat, der rund sechs Monate nach seinem Zusammenbruch in Karlsruhe aus gesundheitlichen Gründen den Rücktritt verkündete. Auch die Schweigeminute für die Opfer des eingestürzten Kölner Stadtarchivs und des Amokläufers in Winnenden wurde aus dem Gladbacher Block gestört.

"Das war ziemlich unangenehm. Man ist in solchen Momenten hilflos. Wir können offenbar mit unseren Appellen zur Besonnenheit nicht alle erreichen.

Am Ende fallen diese Vorfälle auch auf den Verein zurück und nicht auf die Chaoten", sagte Borussias Sportdirektor Max Eberl der WZ. "Wir arbeiten eng mit dem Fanprojekt zusammen, versuchen, mit den Anhängern in Kontakt zu stehen. Doch offenbar muss die Kommunikation noch besser werden, damit solche Dinge nicht mehr passieren."

Das rheinische Derby war bereits im Vorfeld als Hochsicherheitsspiel eingestuft worden. Im und am Stadion wurde u.a. kein Alkohol ausgeschenkt, die Ordnungskräfte verstärkt, vor den Tribünen Sicherheitszäune hochgefahren. Beide Vereine hatten zudem in einer Erklärung zum Gewaltverzicht aufgerufen.