Mönchengladbach. 19 oder 20 Jahre alt sind die jungen Männer auf dem verblichenen Schwarz-weiß-Foto, die in ihren festlichen Anzügen so ernst in die Kamera blicken. Die Aufnahme entstand 1949 und zeigt die 13 Oberprimaner mit ihrem Lehrer, die am Odenkirchener Gymnasium in jenem Jahr ihr Abitur abgelegt hatten.
"Du hast dich wenig verändert", fand der eine, "es fällt mir schwer, die Gesichter von damals denen von heute zuzuordnen", sagte ein anderer, als sich jetzt sechs der Ehemaligen zu ihrem 60. Abiturjubiläum in ihrer alten Schule trafen.
Wichtigster Tagesordnungspunkt der Feier: Ausgiebige Gespräche über neun Jahre gemeinsame Schulzeit, die die Altabiturienten seit 1939 an der damaligen "Oberschule für Jungen Rheydt-Odenkirchen" verbracht hatten.
Eliph Heymich etwa ist als Schüler jeden Morgen mit dem Fahrrad von Otzenrath zum Gymnasium in Odenkirchen gefahren, das damals nur Jungen besuchten: "Den Anbau gab es zu unserer Zeit noch nicht. Wir waren ja nur 400Schüler", erinnert sich der Altschüler. Trotzdem weiß Eliph Heymich immer noch genau, in welchen Räumen er Biologie und Physik gelernt hat.
Auch Reinhart Schneider erinnert sich gerne zurück: "Ich bin heute noch begeistert, wenn ich die schöne Lage der Schule sehe", sagt der Mediziner, der zum 60.Abiturjubiläum aus Düren angereist ist. Der Wickrather Reinhard Zorn denkt daran zurück, dass sie als 16-jährige Schüler "aus dem Chemieraum heraus" als Flakhelfer in den Krieg nach Holland geschickt wurden.
Eine Gedenktafel im Forum der Schule erinnert noch heute daran, dass drei der Schüler, die mit Reinhard Zorn die Schulbank gedrückt hatten, im Zweiten Weltkrieg fielen.
Zum Programm der Altschüler bei ihrer jetzigen Zusammenkunft gehörte an diesem Tag auch der Besuch der Klasse 6c von Lehrerin Monika Strahl. Für die ehemaligen Odenkirchener Gymnasiasten eine gute Gelegenheit, "einmal heutigen Schulalltag kennenzulernen", sagte Schulleiter Bernhard Spaniol. Es ist "spannend, von älteren Menschen zu erfahren, wie es war, vor 60 Jahren zur Schule zu gehen", sagte Sechsklässler Lars Hilger.
Bei dem munteren Austausch zwischen Jung und Alt können sowohl die älteren Jahrgänge als auch der Nachwuchs etwas dazulernen: "Wie ist das, wenn Mädchen und Jungen zusammen lernen?", fragte Eliph Heymich nach. Reinhart Schneider staunte darüber, "wie viele Schüler in einer Klasse sitzen" und die Sechstklässler erfahren zum ersten Mal, dass in der Nachkriegszeit manche Schüler ohne Schuhe und Frühstück in die Schule kommen mussten.