Ein Sänger will den Schlager retten
Dieter Thomas Kuhn versprach im Chapiteau „die erotischste Nacht in Mönchengladbach“.
Schlager, wie „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“, „Der Junge mit der Mundharmonika“ und „Der Tag, an dem Johnny Kramer starb“ dürften für viele der Besucher im Chapiteau eine musikalische Reise in die Jugendzeit gewesen sein. Doch zur Show von Dieter Thomas Kuhn und Band waren nicht nur Vertreter der Altersklasse gekommen, die mit der „Hitparade“ und Dieter Thomas Heck in den 1970er Jahren die große Popularität des deutschen Schlagers miterlebt hatte. Von ganz jung bis gut über 60 Jahre hinaus dürften die Fans gewesen sein, die im dichten Pulk stehend über zwei Stunden lang zum Revival der Hits von einst inbrünstig mitsangen, die Arme über den Köpfen schwenkten und bei Bedarf auch a capella die Refrains textsicher schmetterten. Sie alle einte die Hingabe an ein Lebensgefühl mit seiner Musik und Mode. Die überwiegende Mehrheit hatte sich im Stil der 1970er Jahre herausstaffiert: Langhaarige Perücken und Wuschellocken, Plateausohlen und weiße Lackstiefel, ausladende Schlaghosen, farbenfrohe Blumenmuster und zarte Blüten im Haar waren an diesem Abend angesagt. Tommy und „Trainer“ Maik etwa waren mit einer „Spaßgruppe“ aus den Großräumen Frankfurt und Bielefeld angereist, natürlich standesgemäß gekleidet. In den vergangenen sechs bis sieben Jahren hat jeder von ihnen etwa 50 Konzerte mit Kuhn und Band besucht und längst erfahren, dass auch etliche andere Fans auf den Spuren der Band von Stadt zu Stadt touren. „Wir kennen jedes Lied und wissen, was abgeht, wenn die Lieder kommen `Liebe ohne Leiden´ und ´Tränen lügen nicht´, erzählte strahlend der 46-jährige Maik, der sich vor allem auf die After Show Party freute. Tommy, mit einer Sonnenblume am Revers, betonte vor Konzertbeginn „Alle, die hier sind, haben Sonne im Herzen“.
Der Stimmungspegel stieg tatsächlich mit dem ersten Lied von Null auf Hundert. Kuhn versprach „die erotischste Nacht, die ihr in diesem Jahr in Mönchengladbach erleben werdet“. „Im Auftrag der Liebe“ war das Programm überschrieben. Natürlich hatten alle Lieder mit Herzschmerz, Sehnsucht oder Leidenschaft zu tun. Zu Udo Jürgens „Liebe ohne Leiden“ oder Reinhard Meys Klassiker „Über den Wolken“ schwenkten viele ihre mitgebrachten Sonnenblumen im Rhythmus. „Ti amo“ schallte es vielstimmig unter der Zeltkuppel, während Kuhn die Melodie beinahe rau flüsterte. Zum Samba „So heiß wie ein Vulkan“ gaben er und seine Band temperamentvoll Gas. Da ließ etwa der Gitarrist sein schulterlanges Haar im Rhythmus fliegen. Schließlich sang Kuhn effektvoll im Kerzenschein am Flügel spielend das Lied „Für dich und immer“. Die Band nahm die Melodie im vollen Spiel auf, während ihr Frontsänger zum Finale als König des Schlagers in aufsteigendem Nebeln sang und grüne Laser das Zelt fluteten.