Ein schwungvolles Königreich
Georg Köhl inszeniert „Me and My Girl” als kunterbunte Revue.
Mönchengladbach. Die Geschichte vom kleinen Mann, der es mit den Großen aufnimmt, dazu eine Persiflage auf die High Society: das Musical "Me and My Girl" hat auch gut 70 Jahre nach seiner Uraufführung alle Zutaten für eine reizende Komödie. Und wie in der aktuellen Inszenierung im Theater im Nordpark (TiN) zu erleben, hat das Stück um die Hauptfigur Bill Snibson, der über Nacht zu Ruhm und viel Geld gelangt, nichts von seinem Charme verloren.
Zwischen grauen Vorstadtwänden und einem blumigen Salon zeichnet dabei Regisseur Georg Köhl mit großem Aufwand ein stimmungsvolles Bild der "feinen britischen Gesellschaft".
Ob es die Herzogin Maria als "Noblesse Oblige"-Verfechterin mit Pudel ist, der Familienanwalt Herbert Parchester unfreiwillig komischer Akzent oder der alterssenile Sir John Tremayne im Schottenrock - das Stück lebt von schrulligen Typen und Ritualen. Und von saftiger boulevardesker Situationskomik.
Dass es keine Leerläufe gibt, ist auch ein Verdienst der mitreißenden Tanznummern, darunter der legendäre "Lambeth Walk", und den beeindruckenden Kostümwechseln.
Um einen aktuellen Bezug herzustellen, hat Georg Köhl in der vor guter Laune strotzenden Inszenierung kleine textliche Einfälle eingebaut. So gibt es Seitenhiebe aufs englische Königshaus, die "nur Mittelklasse" ist, wird ein "Trabbi" verpackt oder tritt die Ahnengalerie als "Fluch der Karibik" auf.
Zauberhaft waren die gesanglichen Leistungen. Vor allem Gabriela Kuhn als gefühlvolle Sally Smith sorgte mit ihrem Song "Hast dein Herz verloren" für einen der zahlreichen Glanzpunkte.
Mit den Niederrheinischen Sinfonikern in kleiner Besetzung sorgte Kenneth Duryea für eine schwungvolle Umsetzung der Partitur zwischen Rummelplatz und Charleston. Nur die erneuten akustischen Schwankungen im Saal minderten den fantastischen Gesamteindruck.
Immer wieder Szenenapplaus und nach dem Happy End frenetische Ovationen vom Premierenpublikum. Weitere Vorstellungen gibt es am 4., 8., 10., 21. und 29. Dezember, jeweils um 20 Uhr.