Mord in Mönchengladbach: Gefesselt und erstochen
An der Hindenburgstraße wird ein 34-Jähriger getötet – er wird durch einen Zufall entdeckt.
Mönchengladbach. Er wurde zwar vermisst, aber niemand scheint sich wirklich Sorgen gemacht zu haben. Möglicherweise neun Tage lang hat Ali Afshari (34) vor der Toilette seiner kleinen Autowerkstatt an der Hindenburgstraße 330 gelegen. Auf dem Bauch, die Hände mit Klebeband hinter dem Rücken gefesselt und erstochen. Die Obduktion habe ergeben, dass er von einer Reihe von Messerstichen insbesondere in den Oberkörper getroffen wurde. "Dabei wurden innere Organe verletzt, er ist verblutet", sagt Gerd Hoppmann von der Mordkommission.
Den genauen Todeszeitpunkt hat die Obduktion nicht klären können - der lag schon zu weit zurück, als Afshari am Donnerstag um 15.30 Uhr gefunden wurde. Vieles deutet darauf hin, dass er am 9. November starb. Der gebürtige Iraner lebte seit etwa zehn Jahren in Deutschland, seit zwei Jahren hat er eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis, ist mit einer 30-Jährigen verheiratet und lebt mit ihr und ihren Kindern in Beltinghoven.
Allerdings, so lässt Hoppmann durchblicken, hatten die beiden wohl nicht das übliche Verständnis von Ehe. "Am Wochenende vor dem 9. November hat es einen geringfügigen Streit gegeben", sagt der Ermittler. In solchen Fällen sei es vorgekommen, dass Afshari bei Freunden übernachtet habe. Seine Frau meldete ihn am 12. November als vermisst.
Sein letztes Lebenszeichen stammt vom Morgen des 9. November. Da telefonierte er gegen 10 Uhr mit einem Freund, berichtete dem, dass er am nächsten Tag ins Krankenhaus müsse und verabredete sich mit ihm für den Abend. Dort tauchte er aber schon nicht mehr auf, auch nicht im Krankenhaus.
Dafür wurde sein Firmenwagen, ein auffälliger älterer weißer Ford-Transit, am 10. November gefunden - in Bonn. An der dortigen Heerstraße stand er falsch geparkt und wurde abgeschleppt. "Wir gehen davon aus, dass der Täter den Wagen nach der Tat mitgenommen hat", sagt Hoppmann. Ermittelt wird, so Staatsanwalt Stefan Lingens, wegen Raubmord. Denn auf dem Tisch des Aufenthaltsraums lag die Geldbörse des Opfers - leer, obwohl sicher scheint, dass Afshari Geld bei sich hatte.
Gefunden wurde die Leiche nur durch ein "dringendes Bedürfnis". Ein Freund des Vermieters durfte auf dem Hof sein Auto von Rost befreien für den Tüv. Weil er "mal musste", wollte er in Afsharis Werkstatt zur Toilette gehen. Als sein Freund erklärte, der sei wohl schon eine Weile nicht aufgetaucht und habe das Schloss getauscht, beschlossen die insgesamt drei Männer nach Rücksprache mit einem Rechtsanwalt, das Schloss aufzubohren. Schon vor der Toilette fanden sie eine Blutlache und riefen die Polizei.
Die Nachbarn beschreiben den Iraner als ausgesprochen fleißigen Mann, der im Sommer bis in die Nacht hinein Autos wusch und polierte. Sein Geschäft sei gut gelaufen.
Die Polizei bittet um Hinweise: Tel. MG 290. Sie will wissen, wer den 34-Jährigen wo zuletzt gesehen hat.