Ein Stück Hoffnung leben
Ostern, das sind Hasen, Lämmer, Eier, Feuer, das Fest der Auferstehung Christi. Die WZ hat rund um Ostern gesucht und gefunden. Den Anfang macht das O.
Mönchengladbach. Es ist das Licht in der Nacht: Feuer, Flammen und die ersten Sonnenstrahlen, die gegen die Dunkelheit ankämpfen. Wenn Schwester Esther, Marianne, Beatrix und Angela von ihrer Osternacht erzählen, dann entstehen Bilder von vor Hitze knackenden Ästen im gesegneten Osterfeuer neben dem Kloster Neuwerk.
Es sind Bilder von der Osterkerze, die an dem Gezüngel angesteckt wird, von dort das Licht in die Kirche bringt, das von Docht zu Docht wandert, von Kerze zu Kerze, von Nonne zu Nonne, von einem Gottesdienst-Besucher zum anderen, wie eine Botschaft. Von einer Kirche, die deshalb langsam immer heller wird, obwohl es erst sechs Uhr am Morgen ist und keine Glühbirne brennt.
Er ist das Licht in der Nacht: "Lumen Christi", Licht Christi, wird der Pfarrer singen. Und Schwester Angela wird das Exultet singen, bevor der Wortgottesdienst beginnt. "Manche Gemeinden feiern die Osternacht ja abends spät, aber wir machen das zur Laudes", sagt Schwester Marianne über die Feier der Neuwerker Ordensfrauen zum Morgengebet.
Schwester Beatrix schwärmt, wie stimmungsvoll es ist, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch die Kirchenfenster blinzeln. "Dann kommt Ostern, im Osten geht die Sonne auf", sagt Beatrix, "um diese Uhrzeit wird deutlicher, um was es geht, von der Dunkelheit geht man ins Licht. Vom Tod ins Leben." Es geht um die Auferstehung Christi.
Schwester Marianne
Das Licht ist für die 66-jährige Marianne eine Botschaft: "Der Tod hat nicht das letzte Wort." Für die Salvatorianerinnen ist das Krankenhaus neben dem Kloster, das der Orden 1969 errichtete, auch an so einem Fest wie Ostern nicht vergessen.
Im Gegenteil. "Man muss die Realität mit einbeziehen, das Leid", sagt Beatrix, "viele Schwestern haben mit Leid und Tod zu tun." An Ostern feiern sie, "dass wir Menschen immer mit dem Geheimnis zwischen Leid und Auferstehung leben. Wie viel kleine Tode stirbt man im Leben?" Bei den existenziellen Fragen, so sagt die 67-Jährige, versuchten die Schwestern "ein Zeichen von Hoffnung zu geben und ein Stück Hoffnung zu leben".
Ein Zeichen von Leben sind auch die Ostereier, die die Nonnen nach der Eucharistiefeier an alle verteilen. "Alles ist Symbolik", sagt Schwester Esther (74), die viele Jahre Oberin in Neuwerk war.
Und voller Symbolik ist auch vieles in der Klosterkirche, was nicht auf den ersten Blick zu sehen ist. Der Altar und der mannshohe, goldene Halter für die Osterkerze sind nur zwei Beispiele. Der Blaubasalt-Altar - gestaltet vom Aachener Bildhauer Klaus Iserlohe - zeigt gleichzeitig Kreuzigung und Erlösung. Jesus leidet am Kreuz, aber aus seiner Seite wird ein neuer Mensch geboren.
In den goldenen Ständer, auf dem die Osterkerze nach dem Entzünden am Osterfeuer Platz findet und von Blumen und Grün umgeben ist - "also auch von Leben", wie Schwester Angela (37) betont - ist eine spiralförmige Girlande eingearbeitet. So scheint es zumindest aus der Ferne. Aus der Nähe zeigt Schwester Marianne auf die Szenen, die sich mit der Girlande um das Kunstwerk winden. "Von dem Moment, als die drei Frauen zum Grab von Jesus gehen und den Stein wegrollen, bis zu Christi Himmelfahrt." Und Beatrix schiebt ein: "Wir Ordensfrauen finden es übrigens schön, dass die ersten Boten der Auferstehung Frauen waren."