Einmal Sibirien und zurück
Gladbacher Pflegeschüler können bald ein Praktikum in der russischen Stadt Omsk machen.
Mönchen Gladbach. Russland ist anders. Diese Erfahrung hat auch der Mönchengladbacher Thomas Kutschke, Geschäftsführer der Katholischen Bildungsstätte für Gesundheits- und Pflegeberufe (kbs), gemacht, als er in der westsibirischen Stadt Omsk Kooperationsmöglichkeiten mit der dortigen Caritas-Station prüfte.
„Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist immens“, erzählt Kutschke. „Ich habe noch nie so viele Ferraris und Porsche Cayennes gesehen wie auf den Straßen von Omsk. Gleichzeitig erfrieren die Obdachlosen im Park des Krankenhauses, weil sie ohne Geld nicht aufgenommen werden.“ Das Elend und die Armut haben ihn erschüttert, die Herzlichkeit und Wärme der Menschen berührt. In den 1990er Jahren haben Ordensschwestern aus Aachen und München in der Millionenstadt Omsk im westsibirischen Tiefland eine Caritas-Station aufgebaut. Die Mitarbeiter kümmern sich um die vielen Obdachlosen, bieten Mahlzeiten, Waschgelegenheiten und Wundversorgung an, haben ein Mutter-Kind-Zentrum errichtet und verleihen Pflegebetten, Rollstühle und Rollatoren.
Eine pflegerische Ausbildung wie in Deutschland gibt es in Russland nicht. Krankenschwestern sind medizinische Assistentinnen, mit der Pflege werden die Angehörigen allein gelassen. Die Caritas in Omsk bat deshalb um Hilfe. Im vergangenen Jahr reisten Thomas Kutschke und Lehrerin Johanna Thesing nach Russland, um mit einer Schulung zu beginnen und gleichzeitig weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu prüfen. „Wir wollen Multiplikatoren schulen, nämlich die Frauen, die bei der Caritas in Omsk arbeiten und die ihr Wissen dann an die Angehörigen weitergeben können“, erklärt der kbs-Geschäftsführer. Wenn die Angehörigen erlernten, wie man einen pflegedürftigen Menschen allein in einen Rollstuhl setze, dann sei schon viel gewonnen, meint Kutschke. „Das ist eine große Verbesserung der Lebensqualität.“
Thomas Kutschke, Geschäftsführer der kbs
Damit die Veränderung dauerhaft ist und immer weiter geschult wird, plant der kbs jetzt regelmäßig Praktika in Omsk anzubieten. „Im Rahmen unserer Ausbildung ist ein Praktikum bei einem ambulanten Pflegedienst vorgeschrieben“, erklärt Thomas Kutschke. „Vier Wochen davon können in Omsk abgeleistet werden.“ Untergebracht werden die deutschen Pflegeschüler durch die Caritas, sie müssen nur den Flug bezahlen. Neben der Hilfe für die russische Caritas sieht Kutschke auch Vorteile für die Schüler. „Sie kommen so mit einer ganz anderen Kultur und Mentalität in Berührung“, sagt er.
Die Möglichkeit, Praktika in Omsk anzubieten, ist nicht nur auf die kbs beschränkt. Auch andere Träger von Pflegeschulen können sich einklinken. So, hofft Thomas Kutschke, kann eine dauerhafte Kooperation zwischen Mönchengladbach und Omsk aufgebaut werden.