Beim Bummel immer im Bild
Dauerüberwachung gibt es nur in anderen Ländern — glaubt man. Ein Spaziergang vom Gladbacher Bahnhof zum Alten Markt zeigt aber, wie häufig man vor Kameras gerät.
Mönchengladbach. Sie sind weit oben angebracht, unauffällig und in ihrer neueren Variante rund — Überwachungskameras. In anderen Ländern, zum Beispiel in Großbritannien sind sie überall zu finden. In London beispielsweise hängt an fast jeder Laterne der Hinweis „You are on CCTV“, was so viel heißt wie: „Sie werden von Sicherheitskameras gefilmt“.
In Deutschland ist die Rechtslage anders, ein eng geknüpftes Überwachungssystem wie auf der Insel gibt es da nicht. „Big Brother“ ist hier nur eine Fernsehsendung.
Trotzdem dürften viele Menschen erstaunt sein, wie oft sie auch hierzulande im Visier von Kameras sind. Wer mit offenen Augen durch Mönchengladbach geht und den Blick häufiger nach oben wendet, wird überrascht sein, wie häufig er gefilmt wird.
Die WZ hat den Weg eines Besuchers nachvollzogen, der zum Einkaufen nach Mönchengladbach kommt, und ist auf Dutzende von Kameras gestoßen.
Dieser Beispiel-Besucher kommt mit dem Zug in die Stadt. Beim Aussteigen wird er das erste Mal gefilmt: Auf allen Gladbacher Bahnsteigen sind Überwachungskameras angebracht, darauf weisen entsprechende Schilder hin. Auch an verschiedenen Stellen im Bahnhofsgebäude hängen die elektronischen Ordnungshüter.
Wenn dieser Besucher beim Verlassen des Bahnhofs nach oben blickt, sieht er ebenfalls ein rundes Etwas, das nach einer Laterne aussieht, aber eine Kamera ist. Auf dem Europaplatz erwartet man eigentlich keine Überwachung.
Denn im öffentlichen Raum darf nur die Polizei filmen, und das auch nur unter strikten Auflagen. Dennoch finden sich zwei Kameras auf den Bussteigen 8 und 10, die auf das in der Mitte liegende Gebäude gerichtet sind.
„Diese Kameras dienen dazu, die Busanschlüsse zu sichern“, sagt Nadine Reuen von der Pressestelle der für den Verkehrsbetrieb zuständigen NVV. Zur Beobachtung der Busse erscheint die Ausrichtung der Kameras allerdings wenig geeignet.
Wenn der Besucher nun einen Abstecher zur Stadtsparkasse am Bismarckplatz macht, um sich für den Einkaufsbummel mit Geld zu versehen, wird er natürlich wieder gefilmt. Alle Banken und Sparkassen müssen in den Kassenräumen mit optischen Überwachungsanlagen ausgestattet sein. Aber auch schon vor dem Eingang der Sparkasse gerät der Kunde in das Visier einer Kamera.
Beim Einkaufen hat sich der Kunde an die überall hängenden Kameras und Monitore gewöhnt. Überraschend ist aber doch, wie weit verbreitet sie inzwischen sind. Nicht nur große Kaufhäuser oder Juweliere sind so ausgestattet — auch Parfümerien oder Fast-Food-Restaurants filmen ihre Kunde.
Selbst Bäckereien wollen Kunden auf diese Weise vom Brötchenklau abhalten. Auch in den Einkaufspassagen setzen die Betreiber auf elektronische Überwachung: Im Marienhof zum Beispiel sind Kameras auf unübersichtliche Ecken ausgerichtet.
Oben am Alten Markt ist die Polizei aktiv. Seit 2004 überwachen Kameras das Treiben in der Altstadt, allerdings nur zwischen 18 Uhr am Abend und 5 Uhr morgens. Ursprünglich wurden sechs Kameras zwischen Hindenburg-, Sandrad- und Gasthausstraße installiert, inzwischen sind es noch mehr. Die Beobachtung wurde nach Aussage eines Polizeisprechers „optimiert“.
Die Videoüberwachung der Altstadt dient der Prävention durch Abschreckung und Aufklärung. „Und wir können Probleme schnell entschärfen, indem sofort eine Streife hingeschickt wird“, sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Auch deshalb wird die Videobeobachtung Jahr für Jahr verlängert.