Gericht Elfeinhalb Jahre Haft für „Brillenräuber“

44-jähriger Gladbacher, der als Kopf der Bande gilt, erhielt die höchste Strafe der drei Täter.

Mönchengladbach. Die bundesweit aktive „Brillen-Bande“ ist für eine Serie von Banküberfällen zu Haftstrafen zwischen fünf und elfeinhalb Jahren verurteilt worden. Das Düsseldorfer Landgericht sprach das Trio gestern wegen schwerer räuberischer Erpressung schuldig. Der Kopf der Bande, ein 44-jähriger Gladbacher, der bereits 2003 wegen mehrerer Raubüberfälle zu Gefängnis verurteilt worden war, bekam mit elfeinhalb Jahren die höchste Strafe.

Die nach ihrer Verkleidung mit Perücken und Brillen benannte Bande soll 18 Überfälle in vier Bundesländern begangen haben. Bei einem der letzten Coups, dem Überfall in der Sparkasse Odenkirchen am 8. April 2015, konnte die Soko „Brille“ den Fluchtweg der Gangster nachvollziehen. An der Route arbeitete ein Handwerker. Ermittler befragten ihn — zunächst vergeblich —, denn er hatte nichts Verdächtiges bemerkt. Doch dann fand er auf der Ladefläche seines Lastwagens eine Mütze mit der Aufschrift „S.W.A.T.“, wie sie bei den Überfällen zur Tarnung verwendet wurde — und an ihr klebte die entscheidende DNA-Spur. Sie führte die Ermittler zu dem vorbestraften Gladbacher. Dem Antrag, den Mann nach der Gefängnisstrafe in Sicherungsverwahrung zu stecken, folgte das Gericht nicht. Immerhin sei er auf Spielzeugwaffen umgestiegen. Die Täter seien zudem unauffällig vorgegangen, so dass viele Bankkunden von den Überfällen gar nichts mitbekamen.

Der Kopf der Bande plante die Überfälle und besorgte Maskierungen und Waffen. Die Faustfeuerwaffe war aber ebenso wenig funktionsfähig wie die Handgranate, mit der die Angestellten einer Sparkasse in Viersen bedroht worden waren. Zudem soll er immer im Fluchtauto auf seine Komplizen gewartet haben. Zu seinen Mittätern zählt ein weiterer Gladbacher (40), der 14 Banken überfallen haben soll. In seiner Polizeiakte hatte er vor seiner Festnahme insgesamt 19 Einträge gesammelt, meist ging es um Diebstahlsdelikte. Er war mit dem 44-Jährigen Ende April 2015 an einem Drogenumschlagplatz in Gladbach festgenommen worden.

Insgesamt soll die Bande über 100 000 Euro erbeutet haben. An diesen Orten schlug die „Brillen-Bande“ im Rheinland zu: SparkassenfilialeNeuss-Erfttal (17. Dezember 2014); Sparkasse Rommerskirchen (19. Dezember); Sparkasse Nettetal-Schaag (19. Januar 2015); Volksbank Willich (21. Januar); Sparkasse Hockstein (22. Januar); Kreissparkasse Hückelhoven (14. März); Sparkasse Viersen (8. April); Sparkasse Odenkirchen (8. April). dpa/gap