Eltern müssen mitsurfen
Interview: Norbert Hardt, Polizist in Gladbach, warnt: Sicherheit für Kinder im Internet fängt bei den Vätern und Müttern an.
<strong>Mönchengladbach. Welche Gefahren lauern im World Wide Web?Hardt: Der Segen des Internets ist gleichzeitig auch die Gefahr: Jeder kommt ganz leicht, zum Teil auch zufällig, an jede Seite. Auch an pornographische oder gewaltverherrlichende. Der zehnjährige Tom soll beispielsweise für die Schule etwas über Sklaven zur Römerzeit herausfinden. Er gibt in die Suchmaschine Sklave ein und findet garantiert zahlreiche Sexseiten. Verhindern können Eltern das nicht. Also das Internet verbieten?Hardt: Nein. Kinder müssen lernen, mit dem Internet umzugehen. Aber dabei sollten die Eltern ihnen zur Seite stehen. Oft sind die Kinder im Umgang mit dem Internet aber doch mehr Könner als ihre Eltern...Hardt: Richtig. Daher gilt: Bevor die Kinder an den Computer gehen, müssen sich die Eltern damit beschäftigen. Sie müssen selbst surfen, Suchmaschinen und Co. kennen lernen, wissen, was es heißt zu chatten. Sie sollten sich außerdem mit der Software vertraut machen. Es gibt zum Beispiel Kindersicherungen, bestimmte Begriffe können ausgeschlossen, Bereiche unzugänglich gemacht werden. Was sollte noch getan werden?Hardt. Die Eltern sollten sich zusammen mit ihrem Nachwuchs an den Rechner setzen, beobachten auf welche Seiten ihr Kind geht, ihm erklären, dass es auch mal auf pornographische oder andere Seiten gelangen kann. Wichtig ist, dass es weiß: Ich bekomme keinen Ärger, wenn ich auf solchen Seiten lande. Wir raten außerdem, die Kinder im Beisein der Eltern ruhig einmal das Wort "Sex" eingeben zu lassen, um zu sehen, was passiert. Irgendwann wollen die Kinder aber auch alleine ins Netz.Hardt: Sicher, aber auch bei Jugendlichen sollten die Eltern immer wieder einen Blick auf den Monitor werfen, um zu sehen, was ihr Kind macht. Der Computer sollte daher nicht im Kinderzimmer stehen. Was raten Sie zum Thema Chatten?Hardt: Als erstes sollten die Eltern ihren Kindern klar machen, dass hinter dem Nick-Namen "Sven 11" oder was auch immer, jemand ganz anderes stecken kann. Für die Kinder haben wir mehrer Regeln zusammengefasst: Im Chatroom verrate ich weder meinen Namen, noch meine Adresse oder meine Handy-nummer. Fotos werden niemals verschickt und auch in welchem Verein ich Sport treibe oder auf welche Schule ich gehe, hat im Chatroom nichts verloren. Denn dadurch kann jeder das Kind finden. Ebenso wichtig: Wenn es eine "seltsame Nachricht" erhält, muss es sofort den Eltern Bescheid geben. Wo bekommen Eltern weitere Informationen oder Hilfe?Hardt: Sie können sich jederzeit an das Kommissariat Vorbeugung, das Jugendamt oder an die Schule ihres Kindes wenden. Weiter gibt es inzwischen viele Info-Veranstaltungen. Ist bereits etwas vorgefallen, sollten die Eltern sofort die Polizei alarmieren.
Sicher surfen im Internet
Norbert Hardt ist Kriminalhauptkommissar und Jugendschutzbeauftragter bei der Polizei Mönchengladbach.
Aufgaben: Gemeinsam mit seinen Kollegen geht er in die Schulen und informiert Schüler, Lehrer und Eltern unter anderem über sicheres Surfen im Internet, zertifizierte Chatrooms und woran Eltern merken, dass ihr Kind gefährdet ist.
Tipp für Eltern: Das wichtigste für die Erzieher: Selbst Kompetenz erwerben und mit den Kindern über das Surfen und die Gefahren reden.
Infos: Es gibt von Schulseite Informationsveranstaltungen für Pädagogen und Lehrer an. Hilfe im Notfall gibt es unter: Tel. 0800/1110111.