Eltern wünschen mehr Wertschätzung

Der Förderverein der Grundschule Hockstein zeigte großes Engagement beim Neubau eines Gebäudes für die Betreuung.

Foto: Knappe

Der Förderverein der Grundschule Hockstein nahm nicht nur 200 000 Euro in die Hand, um das neue Gebäude an der Klusenstraße 51 für 90 Betreuungsplätze zu realisieren. „Die Eltern haben auch unzählige Arbeitsstunden investiert, um die Küche einzubauen, die Fliesen zu legen und die Wände zu streichen“, sagt die Vorsitzende des Vereins, Barbara Broeckmann. Noch mal eine gute, fünfstellige Summe, die die Stadt durch das Engagement der Eltern eingespart hat. Ein Beispiel, was Elterninitiative bewirken kann. „Doch zu welchem Preis?“, fragt Broeckmann.

Die Kredite der Eltern werden in einem Zeitraum von zehn Jahren zurückgezahlt, „ausschließlich durch Einnahmen, die die Vermietung des Gebäudes einbringt“, sagt Broeckmann. Und das seien hauptsächlich Gelder der Eltern, deren Kinder das Betreuungsangebot nutzen. „Sie zahlen jetzt einen deutlich höheren Betrag im Monat“, so die Vorsitzende des Fördervereins. 15 Euro für jedes Kind.

Die Stadt beteiligte sich mit 150 000 Euro an dem Neubau. Eigentlich war geplant, das Gebäude an Wochenenden und schulfreien Tagen anderen Vereinen, Gesellschaften und Organisationen zur Verfügung zu stellen, um mit den Mieteinnahmen eine sichere Tilgung der Elternkredite zu gewährleisten. „Dazu fehlt aber die Zustimmung der Stadtverwaltung. Seit einem Jahr bleiben wichtige Einnahmequellen aus“, sagt Broeckmann. Obwohl nach Abzahlung der Kredite das Gebäude in den Besitz der Stadt übergeht.

Der Förderverein und die engagierten Eltern würden sich einfach ein bisschen mehr Wertschätzung wünschen von der Stadt. Schließlich profitiere vor allem die Stadt von den motivierten Eltern.

Nicht nur die Weitervermietung an Dritte sei ungeklärt, auch bei den Folgekosten gebe es noch einige Fragezeichen. Zum Beispiel fehle im Neubau noch kindgerechtes Mobiliar, das bezahlt werden muss. Für Harald Weuthen, Leiter des Fachbereichs Schule und Sport, müsse sich die Kooperation zwischen Schule, Förderverein und Stadt noch einspielen. „Es gibt bei der Behindertentoilette noch baulichen Veränderungsbedarf“, sagt Weuthen. Deswegen könne das Gebäude im Augenblick noch nicht an Dritte vermietet werden. Und der Fachbereichsleiter ist zuversichtlich, dass im Jahresabschluss noch ein paar Euro übrig bleiben, um zumindest einen Teil des Mobiliars anzuschaffen.

Der Förderverein allerdings klagt, er sei immer der erste Ansprechpartner, ganz gleich ob es um die Finanzierung geht oder eine Reparatur. Und immer wieder muss sich Broeckmann von anderen Schulen anhören, die Einrichtung an der Klusenstraße habe es besser als andere Schulen. „Klar geht es uns gut, die Kinder sind super betreut. Aber wir Eltern tun gemeinsam mit Lehrern und Betreuern auch viel dafür“, so Broeckmann. Und das, obwohl die Kinder nur vier Jahre die Schule besuchen. „Das zeichnet das Eltern-Engagement umso mehr aus“, findet Broeckmann.

Grundsätzlich würde sie den Neubau wieder in Angriff nehmen, für ihre Kinder und die Kinder in der Nachbarschaft. „Aber ich hatte nicht den großen Stress wie die Kollegen, die in der Neubau-Projektgruppe mitgearbeitet haben“, sagt sie. Und: „Es wäre einfach schön, wenn die Stadt grundsätzlich darüber nachdenkt, was sie möchte und erkennt, dass Ressourcen da sind, die dem Gemeinwohl dienen.“

„Wir unterstützen Eltern-Engagement voll und ganz“, sagt Harald Weuthen. „Mit unseren Mitteln können wir nicht alles stemmen.“ Und wenn es nur ein neuer Anstrich sei, den beispielsweise die Schüler am Gymnasium Geroweiher selbst in Angriff genommen haben.