Engagement: Fraukes bolivianisches Glück
Die 21-Jährige aus Rheydt hat in El Alto ein freiwilliges soziales Jahr absolviert.
Mönchengladbach. Nach ihrem Auslandsjahr in Südamerika ist Frauke Heinemann um eine wichtige Erkenntnis reicher. "Man kann in einfachsten Verhältnissen leben und trotzdem glücklich sein", sagt die 21-Jährige.
Im Sommer 2008 ist sie nach Bolivien aufgebrochen, um dort ein freiwilliges soziales Jahr zu absolvieren. Jetzt ist die Mönchengladbacherin an den Niederrhein zurückgekehrt und blickt mit einem wohligen Gefühl auf ihre Zeit in einem Land jenseits der Wohlstandsgesellschaft zurück. "Mode und all dieser Schnickschnack sind seit meinem Bolivien-Aufenthalt nicht mehr so bedeutend", erzählt sie.
Frauke hat in El Alto gearbeitet - dem Armenhaus Boliviens, einer Großstadt bei La Paz, in der 88 Prozent der Einwohner Analphabeten sind und die meisten Wohnviertel noch immer auf einen eigenen Strom- und Wasseranschluss warten.
Dort war sie einerseits in einer Kita für vernachlässigte Kinder tätig. Andererseits engagierte sie sich für das Bildungszentrum "Focapaci", das lokale Kleinprojekte wie Meerschweinchen-Zucht oder Gewächsanlagen betreut. Ihr Zuhause waren mal Gastfamilien, mal die kleine Wohnung einer Frau, die sich ihr Geld mit dem Stricken von Fingerpuppen verdient.
Fraukes Erzählungen darf man entnehmen, dass sie, die blonde Deutsche mit Schulspanisch-Kenntnissen, sich bestens in die einheimische Gemeinschaft integriert hat.
Bei der "Fiesta del Gran Poder", einem christlichen Volksfest karnevalistischen Ausmaßes, tummelte sie sich beispielsweise ausgelassen unter den Tanzgruppen. Dabei trug sie Überrock und Unterrock sowie Schultertuch und Hut - zusammen ergab dieses Outfit das Kostüm einer "Cholita", einer traditionell gekleideten Bolivianerin.
Ein anderes Mal hat Frauke eine Tauffeier besucht - für ihr eigenes Patenkind, die kleine Carla Yhovana Oruno Yupanqui. Eine befreundete Mitarbeiterin aus einem der Kleinprojekt hatte Frauke als Taufpatin ihrer Tochter bestimmt. Angesichts der Tatsache, dass sie nun ein Patenkind in El Alto hat, sagt Frauke: "So habe ich einen guten Grund zurückzukehren."
Der Abschied aus Bolivien ist ihr schwer gefallen - ob von den Gastfamilien, von den Männern und Frauen aus den Kleinprojekten oder von den Kindern in der Kita.
Jetzt hat der deutsche Alltag die Globetrotterin wieder voll im Griff. Im Herbst will Frauke, die am Hugo-Junkers-Gymnasium in Rheydt ihr Abitur gemacht hat, im schleswig-holsteinischen Flensburg ein Studium für das Grundschul-Lehramt beginnen.