Marathon für die Kunst
42 Künstler haben Einblick in ihre Arbeitsräume gewährt und dabei angeregt mit den Besuchern geplaudert. Ein Maler aus Tschetschenien begrüßte die Gäste mit Wodka.
Mönchengladbach. Kunst ist so vielfältig wie die Künstler. In diesem Jahr waren 42Künstler bei dem großen Atelierrundgang dabei, den die Stadt unter dem Namen "c/o parc/ours2009" veranstaltet.
Bei den sieben Künstlern im Atelierhaus der Stadt an der Steinmetzstraße 31 geben sich die Besucher die Klinke in die Hand. Gleich auf dem ersten Treppenabsatz weist eine überlebensgroße Figur mit waagerecht ausgestreckten Armen ins Atelier von Maria Lehnen. "Ein Rohling aus Erde und Polyester", der bald in Bronze gegossen werden soll.
Das Hauptaugenmerk der Besucher liegt jedoch auf den "Händen" - einer Serie von 120 Exemplaren, Handabdrücke über verschiedenfarbenen Balken. Die Hälfte des Kaufpreises geht zugunsten der Aktion "Lebendiges Münster".
Ins Atelier von Robert Heijkoop dringt nur, wer die Adresse - Untere Straße 45 - kennt und die Klingel drückt. Dann weisen angeregt plaudernde Stimmen und fröhliches Lachen den Weg nach oben. "Willst du mein neues Atelier sehen? Ich habe den Fußboden neu gemacht", fragt Rob jeden. Daher der Duft im Treppenhaus!
Der Mann, dessen Figuren meist im Profil mit gestochen scharf gezeichneten Nasen zu sehen sind, gibt gegenüber seinen Besuchern den Chaoten - braucht aber beim Arbeiten absolute Sauberkeit und Ordnung. "Das Bild ist ein bisschen düster", gesteht er dem Betrachter und ergänzt übermütig lachend: "Dunkle Farben trocknen schneller."
Arno Tillmanns hat das Erdgeschosses seines Elternhauses an der Limitenstraße ausgeräumt. Unter dem Stuck der Jugendstil-Decken steht der 71-jährige Beuys-Schüler vor seinen neuen Bildern. "Das sind Landschaften. Aber nicht als Sujet." Es geht um die Tiefe des Raumes, "um die Transzendenz", wiederholt er mehrfach, denn das ist ihm ungeheuer wichtig.
Shamsudin Achmadows Atelier im ehemaligen Café an der Bylandtstraße steht offen, auch wenn der Tschetschene vergessen hat, sich diesmal für den Parcours anzumelden. Er schenkt seinen Besuchern einen Wodka ein, mahlt geduldig Kaffee, kocht Mocca.
Seine Bilder entdecken die Gäste auch alleine - dank des Lichts, das sie ausstrahlen, egal ob sie gegenständlich eine Schlucht mit berstender Gischt zeigen oder abstrakt sind. Die Besucher nehmen zum Abschied noch einen Wodka, denn der hat die gleiche sanfte Wärme wie die Gastfreundschaft, die einen hier umgibt.