Erich Oberem löst die FWG auf

Die Freie Wählergemeinschaft hat sich aufgelöst. Oberem war nicht nur Gründer, sondern auch das Gesicht der Partei.

Erst besprach Parteigründer Erich Oberem die Angelegenheit mit dem Vorstand. Dann berief er eine Mitgliederversammlung ein. Und schließlich für Donnerstagabend eine weitere. Die Mitglieder sahen es — ein letztes Mal — genau wie der Vorsitzende: „Wir sind nicht mehr in der Lage unseren Zweck zu erfüllen. Also ziehen wir uns zurück“, erklärte Oberem. Die Wählergemeinschaft hat sich mit sofortiger Wirkung aufgelöst — exakt an ihrem 18. Geburtstag. Es gebe keine Chance mehr, für die nächste Kommunalwahl ausreichend Kandidaten aufzustellen, so Oberem. Das sei aber das selbst gesetzte Ziel. Also gebe es nur eine Möglichkeit: einen sofortigen Schlussstrich zu ziehen.

Klare Kante, offenes Visier, keinen Konflikt aufschiebend — so hat der frühere Dezernent Erich Oberem seine Partei geführt. Für Überraschungen war er stets gut. Darum fügt sich das Ende nahtlos in die Parteigeschichte ein. Wenn Oberem im Rat sprach, war es oft still, denn er hatte etwas zu sagen — und hatte vorher die Akten im Gegensatz zu vielen anderen nicht nur gelesen, sondern auch verstanden. Am liebsten piesackte Oberem die CDU, deren Dezernent er einst gewesen war, und den Verwaltungsvorstand, dem er einst angehört hatte.

Die großen Zeiten der FWG — und die gab es — waren vorbei. Und auch das hat viel mit Oberem zu tun. Zwar hätte er die Wählergemeinschaft angesichts seiner Bedeutung für die Arbeit auch einfach „Oberem“ nennen können. Doch auch wenn er manchem Ausschussmitglied aufschrieb, was es vorzutragen hatte, war er früh darum bemüht, sich verzichtbar zu machen. Er verjüngte die FWG, kandidierte nicht mehr für den Rat und setzte mit Bernd Püllen einen anderen Fraktionsvorsitzenden ein. Mit dem verkrachte er sich so nachhaltig, dass darüber die Kommunalwahl im Desaster endete. Von ehemals sechs Ratssitzen war zuletzt einer geblieben. Die Stimme der FWG war kaum noch vernehmbar. Und so überraschend kommt der Rückzug für politische Weggefährten auch nicht.

AnnoJansen-Winkeln, ehemaliger FDP-Fraktionschef

Anno Jansen-Winkeln, früherer FDP-Fraktionsvorsitzender, der mit Oberem mehrfach aneinandergeriet, stellt nur lakonisch fest: „Wundern tut mich das nicht. Die FWG war eine One-Man-Show des Erich Oberem. Mit seinem zunehmenden Alter hat auch die FWG keine Zukunft mehr.“

Lothar Beine, früher SPD-Fraktionschef, sagt: „Erich Oberem ist die FWG, und die FWG ist Erich Oberem. Er ist eine starke Persönlichkeit, hat nie gelabert, war immer sattelfest. Aber die Zusammenarbeit mit der FWG war schwierig.“ Auch der frühere SPD-OB Norbert Bude hatte es häufig mit Oberem und der FWG nicht leicht: „Persönlich fühlte ich mich von ihm respektiert. Manchmal habe ich mich über Erich Oberem geärgert. Doch alles hat seine Zeit — und die der FWG scheint zu Ende zu sein.“ Ein Politiker hat von der FWG profitiert: Karl Sasserath. Die Freien Wählern haben ihn 2004 mit zum Bezirksvorsteher gewählt. „Die FWG hat den politischen Wechsel möglich gemacht. Sie war eine wichtige politische Kraft“, sagt Sasserath.

Klaus Oberem wird dem Rat weiter nunmehr als Parteiloser angehören. Das verbliebene Parteivermögen wird zu gleichen Teilen an den Kinderschutzbund und Zornröschen gespendet. Und Erich Oberem? „Ich bleibe Erich Oberem und werde die Politik weiter aufmerksam verfolgen und mich zu Wort melden“, sagt er.