Eva Brachten entwirft eigene Mode
Die Gladbacherin fertigt in ihrem Laden schrille Kleidungsstücke an.
Von dem meterlangen Stück Stoff aus Italien ist nur noch ein Fetzen übrig. Eva Brachten grübelt nicht lange. Die Modedesignerin greift zu Maßband und Schere. Nach kurzer Zeit an der Nähmaschine sind sie fertig: ein Paar Handstulpen für die kalten Tage. „Ich arbeite so, dass ich am Ende möglichst wenig Stoff-Abfall habe“, sagt Brachten. „Aus dem Verschnitt fertige ich Socken, Baby-Mützen oder Taschen für Kosmetik-Spiegel.“ Kleiderständer und -stangen breiten sich im Modegeschäft der 42-Jährigen in der Fußgängerzone an der Eickener Straße bis auf den letzten Meter aus. Wenn der Kunde den Laden betritt, staunt er aber nicht nur über die Menge der Kleidung, sondern auch über das Feuerwerk an Farben.
Kunterbunte Röcke, Shirts und Kleider nähte die studierte Modedesignerin aus Düsseldorf schon zu Beginn ihrer Karriere. Die begann 2010 im damaligen „Kreativzentrum V16“, wo Brachten einen Raum gemietet hatte. Nach nur zwei Jahren war ihre Mode bereits so gefragt, dass sie ein eigenes Geschäft eröffnete. Dort gab es zu Beginn ausschließlich Kleidung für Erwachsene zu kaufen — allerdings nur bis Konfektionsgröße 38. „Es waren auch immer mehr Frauen mit mehr Kilos auf den Rippen an meinen Kollektionen interessiert“, sagt sie. Nun fertigt sie auch Stücke in den Größen 48 bis 50.
Neben Stücken für „etwas mehr“ gibt es auch vieles in ganz klein. Denn viele Mütter wollen ihre Kleidung als Mini-Version für ihre Kinder. So fing Brachten an Baby-Kollektionen ab Größe 56 zu schneidern. Mit der Zeit hat die zweifache Mutter einen weiteren Trend bei ihren Kunden entdeckt: Sie kaufen Geschenke für die sogenannte Baby-Shower. Bei der ursprünglich US-amerikanische Tradition wird die werdende Mutter mit einer Party von ihren Freundinnen überrascht und dabei mit Geschenken für sie und ihr ungeborenes Baby überhäuft. „Das kommt immer mehr zu uns nach Deutschland“, sagt Brachten. „Deswegen lohnt es sich für mich auch genauso auf Babykleidung zu setzen.“
Im Vergleich zu Preisen der üblichen Modeketten ist die Kleidung von Eva Brachten deutlich teurer. So kostet einer der Röcke aus Cord rund 89 Euro. Auch der Verkaufsschlager, der Strickmantel, hat mit 129 Euro einen stattlichen Preis. „Eine Kundin sagte zu mir, dass sie noch ein bisschen für den Mantel sparen müsste, ihn aber unbedingt kaufen wolle“, erinnert sich die Designerin. „Schon cool, wenn Leute meinen Mantel als eine Art Statussymbol sehen.“ Ihre Preise seien aber alle fair, gemessen an Material und Aufwand. Schließlich fertigt Brachten jedes einzelne Teil selber per Hand — direkt in Mönchengladbach. „Meine Kunden wissen, dass sie ein Teil tragen, das aus ihrer Stadt kommt“, sagt sie. „Und sie kennen sogar die Person, die es gefertigt hat.“