Wallstraße ist wieder im Aufwind
Leerstand auf der kleinen Einkaufstraße ist deutlich zurückgegangen.
Sandra Rinken bummelt die rund 220 Meter lange Straße entlang. Über ihrem Kopf wehen die grünen Banner mit der Aufschrift „Wallkommen!“ im eiskalten Wind. Aber bei wolkenlosem Himmel und Sonnenschein habe die 48-jährige Gladbacherin Lust auf ein bisschen Schaufenster-Shopping. Am liebsten eben dort, wo sie jahrelang in einem medizinischen Labor gearbeitet hat: an der Wallstraße. „Die Straße hat ein besonderes Flair“, sagt Rinken. „Keine Filialketten, sondern alles kleine Geschäfte und Cafés, die sich hier aneinanderreihen.“
Seit einigen Monaten reiht sich in der Verbindungsstraße zwischen Oberstadt und Kino eben nicht mehr Leerstand an Leerstand. Zwar hat sich Ende des vergangenen Jahres mit dem Wein- und Feinkostladen „La Tienda“ ein weiterer langjähriger Einzelhändler verabschiedet, dafür sind aber neue hinzugekommen. So beispielsweise das Brautmodengeschäft der gebürtigen Schwedin Sanna Lindström. Ebenfalls neu angesiedelt hat sich die Galerie von Inga Schwartz. Unter dem Namen „Sisu Brands“ präsentiert sie Design- und Möbelprodukte von finnischen Unternehmen, die sich auf dem deutschen Markt etablieren wollen.
Einige Geschäfte auf der Wallstraße existieren bereits seit mehreren Jahren und sind nicht mehr wegzudenken. „Mit dem Zulauf und der Entwicklung unserer Wallstraße bin ich grundsätzlich zufrieden“, sagt Yvonne Straub. Sie ist die Inhaberin des Wohn- und Dekogeschäfts „La Casa“. „Die Kommunikation zwischen uns Händlern ist über den Winter etwas eingeschlafen, das soll sich im Frühjahr jetzt wieder ändern.“
Immerhin gilt die Wallstraße als Vorbild für Straßengemeinschaften. Eine kleine gemütliche Einkaufsmeile, in der die Händler zusammenarbeiten und Angebote jenseits der großen Filialketten machen — das Konzept wollen die Ladenlokalbesitzer auch in diesem Jahr weiter verfolgen. Es gibt bereits erste Überlegungen für Aktionen, die an den Karnevals-Rabatt aus dem vergangenen Jahr angelehnt sein sollen. „Damals gab es am 11. November logischerweise elf Prozent Rabatt“, sagt Straub. „Ich hoffe, wir können bald in großer Runde neue Ideen entwickeln, um noch mehr Leben in die Straße zu bekommen.“ Für mehr Kundenfrequenz wäre auch eine attraktive Oberstadt wichtig. Aber es werde vonseiten der Stadt zu wenig gemacht, sind sich die Geschäftsleute einig. „Die Händler machen alles richtig, aber wir haben einfach keine Lobby. Von Veränderungen, die der Oberstadt helfen, merke ich kaum etwas“, sagt Anke Halbekann. Vor rund neun Monaten eröffnete sie eine Beratungsstelle für Lohnsteuerhilfe. Damit sei sie zwar kein Händler, aber auf eine Kundenfrequenz trotzdem angewiesen.
Für ihre Einkaufstour nimmt Sandra Rinken den Bus. „Ich glaube, viele Gladbacher fahren gar nicht weiter als bis zum Minto“, sagt sie. „Dabei kann man sich doch auch mal abseits der Hindenburgstraße bewegen — hier gibt es noch so viel zu entdecken.“