Felix Baumgartner: Ein Pionier mit kühlem Kopf

Felix Baumgartner sprach über besondere Sprünge und andere Extremsituationen.

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Mönchengladbach. Die zehn Sekunden vor dem Sprung habe er besonders genossen. „Ich habe mir bewusstgemacht: Hier komme ich nie wieder her“, erinnerte sich Felix Baumgartner am Dienstagabend. Der Sprung am 14. Oktober 2012, mit dem der Österreicher aus knapp 40 000 Metern Höhe als erster Mensch die Schallmauer im freien Fall durchbrach, war natürlich ein großes Thema bei der Veranstaltung in der Reihe „Pioniere der Welt in Mönchengladbach“ in der Kaiser-Friedrich-Halle. Der Extremsportler stand dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar vor 1 000 Zuhörern Rede und Antwort.

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Die Sicht sei überwältigend gewesen: „Ich habe die Krümmung der Erde gesehen“. Beim Sprung selber habe es ihm sehr geholfen „dass ich in extremen Situationen immer einen kühlen Kopf bewahre und kurzfristig entscheide“. Auch nach anderen Sprüngen des Extremsportlers, die zum Teil illegal waren, fragte Yogeshwar. Baumgartner schilderte, wie er sich 1988 mit einem Ausweis Zugang zum 88. Stock der Petronas Towers in Kuala Lumpur verschafft hatte: „Der war nachgebildet, nicht gefälscht“, sagte der 44-Jährige und erzählte auch von den Schwierigkeiten beim Filmen und von der „Flucht“ mit dem Taxi.

Durch Yogeshwars Fragen erfuhren die Zuhörer in lockerer Atmosphäre auch etwas über den Menschen Baumgartner. Schon als Kind sei er immer auf Bäume geklettert und habe dem Tag entgegengefiebert, bis er im Alter von 16 Jahren mit dem Fallschirmspringen beginnen konnte. Seine Mutter habe ihn immer unterstützt. „Gegen meinen Vater musste ich zunächst ankämpfen“, berichtete Baumgartner ganz offen.

Gut findet Baumgartner, dass er zwar populär sei, „ich aber keinen Popstarstatus habe und Gott sei Dank die Mädels nicht kreischen“. Sein Schluss-Statement begeisterte auch die vielen jungen Zuhörer in der Halle: „Man braucht Ziele und einen Grund, morgens aufzustehen. Man sollte auf sein Bauchgefühl und nicht so viel auf andere hören“.

Christopher Reiners (15) zeigte sich nach der Veranstaltung begeistert davon, „dass Baumgartner so früh von seinen Zielen überzeugt war und immer an sich geglaubt hat“. Seiner Schwester Caroline (17) hat es gefallen, dass der 44-Jährige vermittelt habe, „dass man sich von niemandem aufhalten lassen sollte“. Auch die erwachsenen Zuschauer waren begeistert: „Ich wusste gar nicht, dass er sich so intensiv vorbereitet und so viel Wissen und Disziplin mitbringt“, sagt Architekt Burkhard Schrammen (57).

Von Mönchengladbach hatte Baumgartner übrigens vorher nur ein bisschen gehört und nicht so viel gesehen. Es gebe allerdings kein Gebäude, das hoch genug zum Runterspringen sei. „Die Mönchengladbacher Hotels sind nicht hoch genug — nur die Hotelkosten“, sagte Baumgartner und lachte.