Football: Theobald orakelt am Trog
Das Rind aus dem Tiergarten Odenkirchen tippt per Futter-Entscheid auf einen Heimsieg der Mavericks.
Mönchengladbach. Theobald scheint sich der Bedeutung seiner Rolle noch nicht bewusst zu sein. Er will nicht recht an die Fresströge, bleibt erst mal wie erstarrt stehen. Beinahe ängstlich blickt der kräftige 700-Kilo-Kerl in erwartungsvolle Gesichter und gezückte Kameras.
Dabei sieht Theobald mit seinem stattlichen Körperbau und den majestätisch nach oben geschwungenen Hörnern eher bedrohlich aus. Einen zaghaften Laut, nicht wirklich das typische Brüllen, lässt der Stier hören, als Norbert Oellers ihm noch etwas Kraftfutter vor beide Tröge schüttet, um das Tier zum Fressen aus einem der zwei zu ermuntern: „Er merkt, dass heute irgendetwas anders ist. Daran muss er sich noch gewöhnen“, sagt der Leiter des Odenkirchener Tiergartens.
Theobald macht den Job immerhin heute zum ersten Mal. Auf Wunsch der American Footballer der Mönchengladbach Mavericks soll das ungarische Steppenrind unter Beweis stellen, ob es Orakelfähigkeiten wie Krake Paul bei der Fußball-WM besitzt.
Geht der Longhorn-Stier zuerst zum rechten Trog, soll das bedeuten: Die Mavericks gewinnen ihr erstes Heimspiel in der ersten Bundesliga. Entscheidet sich Theobald dazu, aus dem linken Futtertrog zu fressen, sollten die Saarland Hurricanes am kommenden Samstag siegreich vom Platz gehen.
Wer könnte besser zu einem Football-Team mit seinen 50 Kraftpaketen auf dem Spielfeld passen als ein Stier, dachten sich die Verantwortlichen der Mavericks: „Unser Wappen steht für einen Einzelgänger unter Pferden oder Stieren, so kam uns die Idee ein solches Tier als unser Orakel auszuwählen“, erzählt André Fossen, Stadionsprecher der Mannschaft. Im Tiergarten fand er das passende Exemplar: „Theobald ist sofort an den Zaun gekommen, als er gerufen wurde. Das hat mich von ihm überzeugt.“
Oellers freut sich über die Auszeichnung für seinen vierjährigen Schützling: „Der junge Kerl hat das verdient.“ Theobald kommt in Bewegung. Sein Frühstück will er doch nicht verschmähen. „Da ist der Hunger größer als das Misstrauen“, sagt Oellers.
Die Entscheidung des Stiers fällt zwar zunächst zögernd, dafür umso eindeutiger: Theobald taucht sein Maul tief in den rechten Futtertrog und prophezeit damit den Mavericks einen Sieg: „Wir deuten seine Zurückhaltung als Zeichen für ein spannendes Spiel, das wir jedoch knapp gewinnen werden“, so Fossen. Oellers kommentiert: „Das ist jetzt eine Verpflichtung zu gewinnen. Wir haben dafür unser Bestes getan.