Foto-Aktion: Zahlreiche Blicke aus dem Hotel Oberstadt

An der Hindenburgstraße 20 ist derzeit eine ganz besondere Ausstellung zu sehen.

Foto: Knappe

Mönchengladbach. Seit rund drei Jahren steht es leer, vor einem Jahr kaufte es die städtische Entwicklungsgesellschaft EWMG für die Stadt — die Rede ist vom ehemaligen Hotel Oberstadt an der Hindenburgstraße 20. Später soll dort einmal die Idee des Architekten des Museums Abteiberg, Hans Hollein, umgesetzt werden. Er hatte vorgeschlagen, dass zwischen Hindenburgstraße und Museum eine Sichtachse entstehen sollte.

Das ist allerdings noch Zukunftsmusik. Realität ist hingegen, dass derzeit in dem Hotel eine ungewöhnliche Kunstaktion zu sehen ist. Dazu haben sich die Künstler und Fotografen Wolfgang Dreßen und Dirk Albertz zusammengetan. Unter dem Motto „Menschen wie du und ich“ haben sie auf der Hindenburgstraße überwiegend Passanten, die sie einfach angesprochen haben, aber auch einige Geschäftsleute der Einkaufsstraße fotografiert.

Zu sehen ist in jedem der 36 unterschiedlich großen Fenster des früheren Hotels eine dieser Aufnahmen, die jeweils die komplette Fläche ausfüllt. Bis auf eine porträtierte Person gucken alle aus dem Fenster auf die Straße. Diese bestimmte Person ist Susanne Titz, Direktorin des Museums Abteiberg, die von hinten zu sehen ist und genau in Richtung des Museums guckt.

Wer ist ansonsten zu sehen? Unter anderem ein Priester, der nur an dem kleinen Kreuz am Revers zu erkennen ist. Oder ein Jugendlicher mit Handy. Auch zwei Polizisten sind dabei, deren Revier die Hindenburgstraße ist. Sie brauchten für die Veröffentlichung erst eine Genehmigung ihres Arbeitgebers. Die Originalfotos wurden auf große Folien übertragen und von innen auf die Fensterscheiben geklebt.

Wie lange die Kunstauktion dauern wird, ist noch unklar. Klar ist aber, dass es sich um eine Zwischennutzung handelt, die maximal so lange dauert, bis es konkrete Pläne für eine weitere Nutzung des Gebäudes gibt.

Die Kosten für die Aktion wurden aufgeteilt: Die EWMG hat die Folien bezahlt, die Künstler haben ihre Ideen und Arbeitszeit eingebracht. „Die beiden haben bei uns offene Türen eingerannt. Wir finden es eine tolle Idee und waren sofort begeistert“, sagt EWMG-Geschäftsführer Ulrich Schückhaus, der ein begeisterter Hobbyfotograf ist.

Dreßen und Albertz haben sich nach eigenen Angaben „gefunden, aber nicht gesucht“. Einig waren sich die beiden darin, dass sie eine präzise Arbeit abliefern wollten. „Wir zeigen ausschließlich Originalfotos, die nicht mit irgendeinem Fotoprogramm nachbearbeitet worden sind“, sagt Dreßen.

Er und Albertz planen bereits weitere Kunstaktionen im öffentlichen Raum, die sie aber noch nicht konkretisieren wollen. Sie verraten nur, dass die nächste Aktion im Oktober dieses Jahres durchgeführt wird. Zwei weitere Aktionen soll es im kommenden Jahr geben.