Gemein, aber kein Serienmörder

Der Gladbacher Carsten Steenbergen hat in seinem Hörspiel „Witchboard“ auch die Kindheitserfahrungen einer Séance verarbeitet.

Mönchengladbach. „Ich neige selber nicht zum Serienmörder“, sagt Carsten Steenbergen. Er lächelt freundlich und fügt dann hinzu: „Aber ich muss auch so gemein sein, meine Charaktere skrupellos in den Abgrund zu stoßen.“ Gerade hat der Mönchengladbacher Autor es wieder getan. „Witchboard“ heißt der neuste Psychothriller aus seiner Feder. „Es werden auf jeden Fall Leichen vorkommen“, garantiert Steenbergen.

Mit einem Witchboard oder auch Hexenbrett versuchen manche, Kontakt mit den Seelen Verstorbener aufzunehmen. Im Hörspiel kommt es in einer einsamen Hütte im Smoky Mountains Nationalpark zum Einsatz. Vier junge Studenten sind hier nach einer Autopanne gelandet. Die einsame Hütte ist der ideale Ort für ein mörderisches Psychospiel. Einer der beiden jungen Männer ist plötzlich verschwunden. Die beiden Frauen erhalten bei ihrer Séance, also einer spiritistischen Sitzung, eine mörderische Botschaft aus dem Jenseits.

Etwas sei über die Geschichte noch erzählt: Nur einer der vier Studenten überlebt, und mit dem Mörder hat am Ende niemand gerechnet. Den Handlungsort seiner Geschichte kennt Steenbergen persönlich aus einer USA-Reise: „Die wilde, beinahe undurchdringlich und manchmal gefährliche Atmosphäre im Nationalpark hat mich sehr beeindruckt“, sagt der 38-Jährige. Mit einer Séance musste er als Kind einmal „beängstigende Erfahrungen“ machen.

Sein Thriller setzt auf zurückhaltende Spannungsmomente, die der Autor im Laufe seiner Geschichte langsam aufbaut. Viele Elemente lösen sich erst am Ende der Geschichte auf, während sich das Abgründige in der Psyche der Protagonisten abspielt. „Dazu müssen meine Figuren nicht in blutiger Weise durch die Gegend metzeln“, findet der Autor.

Tolkins Fantasy-Roman „Herr der Ringe“ hat Carsten Steenbergen so in den Bann gezogen, dass bei ihm der Wunsch entstand: „Das will ich auch ausprobieren.“ 2006 veröffentlichte er seine erste Kurzgeschichte. Zahlreiche Hörspiele und Romane verschiedener Genres folgten. „Ich mag es, Geschichten zu erzählen“, sagt der gebürtige Düsseldorfer.

Vier bis sechs Wochen schreibt Carsten Steenbergen an einem Hörspiel: „Die Schwierigkeit liegt darin, beim Zuhörer allein durch Dialoge, Geräusche und Musik einen Film im Kopf zu erzeugen.“ Wenn die Texte geschrieben sind, beginnen die Aufnahmen. Merete Brettschneider, Mia Diekow, Leonhard Mahlich, Daniel Welbat, Wolf Frass, Sylvie Nogler und Gordon Piedesack sind die Sprecher in seinem aktuellen Hörspiel. „Mitzuerleben, wie aus meinem Text ein fertiges Stück entsteht, macht unglaublichen Spaß“, sagt Steenbergen.