Kein Ansturm auf Sozialticket
Bislang haben 270 Personen die „Karte“ beantragt. Die Linke kritisiert das Verfahren.
Mönchengladbach. Die Jobcenter, das Stadt-Sozialamt und die NVV AG sind auf das neue Sozialticket vorbereitet. Doch der Ansturm auf den Fahrschein, mit dem Menschen mit weniger Einkommen ab dem 1. November für monatlich 29,90 Euro Busse (MöBus/Westbus) und Bahn rund um die Uhr nutzen können, blieb bislang aus.
Seit Tagen sind so genannte Berechtigungsausweise zu haben, mit denen man das Ticket in einem der Kundencenter der NVV AG an den Bahnhöfen Stadtmitte und Rheydt bekommt: Der Ausweis wird hier mit einer Wertmarke versehen — wenn die 29,90 Euro bezahlt worden sind.
In den Jobcentern an der Limiten- und Viktoriastraße haben bis einschließlich Montag mehr als 200 Personen die Berechtigungskarte angefordert. Pressesprecher Bernd Meisterling-Riecks ist sicher, dass es in den nächsten Tagen eine deutlich höhere Nachfrage gibt. Schließlich ist der vieldiskutierte Preiswert-Fahrschein erst ab November gültig. Die Stadtverwaltung registrierte am Montag mehr als 70 Anfragen. Sie gibt die Karte seit Montag heraus.
Die Stadtratsfraktion der Linken kritisierte, dass durch die Kontrolle des Tickets im Bus die Person direkt als finanzschwach erkennbar sei. Das Sozialticket hätte ein bereits vorhandenes Angebot sein müssen, zum Beispiel das Ticket1000 oder Ticket2000. Nur dies hätte dann zum vergünstigten Preis abgegeben werden müssen. „Weil das Sozialticket als neues, eigenständiges Angebot geschaffen wurde, hat nun die NVV unnötigen Mehraufwand beim Ausstellen des Tickets“, sagt Fraktionsvorsitzender Helmut Schaper.
Die Linke wiederholte ihre grundsätzliche Kritik am verabschiedeten „Schein“. „Wenn im Regelsatz nur gut 18 Euro für den Öffentlichen Personennahverkehr vorgesehen sind, dann darf sich ein 30-Euro-Ticket nicht sozial nennen“, sagt Schaper. „Doch wenn dieses Ticket jetzt noch zum Erkennungsschild für Hartz-IV-Bezieher und Aufstocker wird, dann ist das ein weiterer Grund gegen dieses Unsozial-Ticket.“
Diese Auffassung der Linken war bei der Verabschiedung des Sozialtickets von der Mehrheit im Stadtrat nicht geteilt worden.
Das neue Angebot ist ein persönliches Monatsticket der Preisstufe A, das die kostenlose Mitnahme von bis zu drei Kindern bis 14 werktags ab 19 Uhr sowie an Wochenenden und gesetzlichen Feiertagen ganztägig ermöglicht. Wer Arbeitslosen- und Sozialgeld, Sozialhilfe, Grundsicherung im Alter oder Wohngeld bezieht, kann das Ticket nutzen.
Ebenso können Personen, die nach dem Sozialgesetzbuch VIII (Kinder-, Jugendhilfe), dem Asylbewerberleistungsgesetz oder dem Bundesversorgungsgesetz anspruchsberechtigt sind das Ticket beziehen. Aber auch Personen mit Niedriglöhnen, die ihr Gehalt aufstocken müssen. Rund 50 000 Personen in Gladbach können mit dem Sozialticket abfahren.
Christina Achtnich, Sprecherin der NVV AG, sagt: „Ausweis und Wertmarkte sind nur in Verbindung mit einem Personalausweis (oder einem anderen amtlichen Lichtbildausweis) bei Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln gültig.“
Weitere Informationen zum Sozialticket gibt es unter: