Protest auf vier Pfoten
Mit einer Demo wollten Besitzer von Pit-Bulls oder Rottweilern gegen ihren schlechten Ruf ankämpfen.
Mönchengladbach. Es sind ungewöhnliche Töne und Bilder an diesem Samstag auf dem Platz vor dem ehemaligen Theater. Da wird mitten in der Mönchengladbacher City laut im Chor gebellt, an der Leine gezogen, der Nachbar neugierig beschnüffelt und manchmal auch mit heftigem Getöse bedrängt.
Ernste Keilereien gibt es aber keine. Die Hundehalter haben ihre tierischen Begleiter im Griff und außerdem die polizeiliche Auflage, den vierbeinigen Demo-Teilnehmern ein Band als Maulkorb-Ersatz umzubinden. Über 50 Besitzer und etwa 30 Hunde sind am Bahnhof gestartet, einige haben sich später spontan angeschlossen.
„Hund ist Hund“ lautet das Motto, unter dem Hund und Herrchen über die Hindenburgstraße bis zum Alten Markt ziehen: „Wir demonstrieren gegen die Diskriminierung von Hunden bestimmter Rassen“, erklärt Bodo Vieten. Sein Rottweiler gehört zu einer der Arten, die nach dem Landeshundegesetz NRW als besonders gefährlich gelten und daher nur unter bestimmten Auflagen gehalten werden dürfen.
Pit-Bull, Stafford Terrier und Rottweiler stehen auf dieser Rasseliste: „Wenn die Besitzer nicht in einen Wesenstest nachgewiesen haben, dass ihr Tiere ungefährlich sind, bezahlen sie 760 Euro Hundesteuer im Jahr“, beschreibt Bodo Vieten eine besondere Auflage in Mönchengladbach. Im nächsten Moment geht sein Rottweiler laut knurrend auf eine riesige Deutsche Dogge direkt neben ihm los: „Komm mir nicht zu nahe“, lautet die Botschaft an den Artgenossen. Die Lage ist schnell geklärt.
Wichtig sei es in solchen Situationen, seinen Hund gut zu kennen, sagt Detlef Hardcastle, Hundetrainer beim HSV Rheydt: „Es ist nicht schwer, jeden Hund richtig zu erziehen. Hund ist Hund. Wenn ich will, kann ich auch einen Dackel oder Yorkshire-Terrier scharf machen“, sagt der Fachmann.
Darauf legt auch der Besitzer der Dogge Wert, die wieder friedlich neben ihm steht: „Konrad hat ein freundliches Wesen und würde nie einem Kind etwas tun“, sagt Simon Schneider.
Ein älterer Mann ist Zeuge des Hunde-Disputs und sagt ängstlich: „Wenn da jetzt ein Kind in der Nähe gewesen wäre.“ Auch andere Passanten auf der Hindenburgstraße stehen dem Anliegen der Demonstranten nicht positiv gegenüber: „Die Hunde sollte man einschläfern“, sind sich zwei ältere Ehepaare einig: „Diskriminierung von Hunden, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“, sagt eine Frau ärgerlich.
Solche Kommentare kennt Stefan Braunschweig gut. Mit seinem Bullterrier Anton ist er aus Aachen zur Demo angereist: „Mütter, die mit ihren Kindern die Straßenseite wechseln, seltsame Blicke — das ist für mich ganz normal“, sagt der Hundebesitzer. Auch Jeanette Reza Tain und ihr Rottweiler-Mischling leiden nach Angaben von Frauchen unter Diskriminierungen. „Es ist ein Imageproblem. Weil diese Rassen von bestimmten, oft aggressiven Leuten gehalten werden, gelten sie selbst als gefährlich“, sagt die Hunde-Physiotherapeutin.
Das sieht Gerd Gröne-Gormanns von der Hundelobby Gladbach genauso. „Ein Hund wird nur zum Problem, wenn der Besitzer am Ende der Leine ein Problem ist.“ Traurig sei, dass bestimmte Rassen als Familienhunde geschätzt und die unbeliebteren Hunde meist im Tierheim bleiben müssten.
Es gibt an diesem Tag auch wohlwollende Blicke und Kommentare von Passanten für die Demonstranten. „Was die alle schön brav gehen“, sagt eine Frau. Ein Junge ruft begeistert: „Guck mal, der Kleine da.“ Munter marschiert ein Malteser zwischen den großen Hunden mit und „wird nicht gefressen“, wie Besitzerin Irma Pesch betont. Sie hat Barney mitgebracht, um zu zeigen, „dass auch kleine Hunde mit großen verträglich sind“. Und so kann Polizeioberkommissar Alfred Peters bei der Schlusskundgebung resümieren. „Keine besonderen Vorkommnisse. Alles ganz friedlich verlaufen.“