„Gipfeltreffen“ wirbt für globalen Frieden
Fünf Trägerinnen des Friedensnobelpreises warben in Gladbach für friedliche Konfliktlösung.
„Terrorismus kann man nicht mit Bomben bekämpfen“, hatte Shirin Ebadi, iranische Friedensnobelpreisträgerin, am Nachmittag festgestellt. „Werft Bücher statt Bomben.“ Nur mit Bildung könne eine falsche Ideologie, wie sie der IS vertritt, bekämpft werden. Diese Ablehnung von Gewalt und Krieg und die Suche nach gewaltlosen Alternativen eint die fünf Nobelpreisträgerinnen, die seit dem vergangenen Samstag in Mönchengladbach eine Konferenz für Menschenrechtsaktivistinnen abhielten und am Montagabend gemeinsam auf der Bühne saßen. Sie warben mit großem Ernst und hohem Engagement für friedliche Formen der Konfliktlösung und begeisterten ihre Mönchengladbacher Zuhörer in der ausverkauften Kaiser-Friedrich-Halle.
Jody Williams, Initiatorin des Treffens
Fünf Nobelpreisträgerinnen auf einmal hat auch das mit den regelmäßigen Auftritten von Nobel-Laureaten verwöhnte Mönchengladbach noch nicht erlebt. Jody Williams, Shirin Ebadi, Mairead Maguire, Rigoberta Menchu Tum und Tawakkol Karman vertreten die Nobel Women´s Initiative, eine Vereinigung, die die Strahlkraft des Nobelpreises nutzt, um aktiv für eine bessere Welt einzustehen. Eine Welt, in der nicht die Waffen das letzte Wort haben. „Weil wir mit einer Stimme sprechen, können wir auch eine globale Wirkung erzielen“, erklärt Jody Williams, die Initiatorin. Die fünf Frauen kommen aus vier Kontinenten und haben doch überall Ähnliches erfahren. Mairead Maguire, die 1976 für ihre Beteiligung am Friedensprozess in Nordirland ausgezeichnet wurde, musste erleben, wie drei ihrer Neffen im Bürgerkrieg umkamen. Rigoberta Menchu Tum verlor Eltern und Bruder durch Folter und Mord in Guatemala, Shirin Ebadi war selbst Ziel von Attentaten im Iran und Tawakkol Karman wurde im Jemen verhaftet. Alle erlebten, was Hass, Gewalt, Krieg und Unterdrückung anrichten und antworteten darauf mit gewaltlosen Aktionen, Dialogbereitschaft und Ausdauer. Dabei ging und geht es stets auch um Frauenrechte. „Eine Revolution der Männer gegen die Frauen“ nennt Shirin Ebadi, die einmal die erste Richterin des Iran war und dann als Sekretärin arbeiten musste, die islamische Revolution in ihrem Heimatland. „Die Machtstrukturen sind männlich“, sagt Jody Williams, die für ihren Einsatz gegen Landminen 1997 den Nobelpreis bekam. „Eine Frau kann innerhalb der Strukturen erfolgreich sein, wenn sie sie akzeptiert.“ Das ist der kämpferischen Amerikanerin allerdings nicht genug.
Mairead Maguire, Friedensnobelpreisträgerin
Präsident Trump ist für sie die Manifestation einer Rückwärtsbewegung, die sich weltweit gegen Frauen wendet. Das Einreiseverbot, das Trump durchsetzen will, hätte übrigens zwei der fünf auf der Bühne versammelten Preisträgerinnen betroffen: weder die Iranerin Ebadi noch die Jemenitin Karman könnten in die USA einreisen. Umso leidenschaftlicher sind sie in ihren Aufrufen. Ebadi fühlt sich an die Berliner Mauer erinnert und das gibt ihr paradoxerweise Hoffnung: „Das Schicksal jeder Mauer ist es, eingerissen zu werden. Die Berliner Mauer fiel an einem Tag.“ Das Einreiseverbot sei diskriminierend, dränge alle in die Ecke des Terrorismus und diene damit dem Terrorismus selbst, stellt Tawakkol Karman fest. „Rassismus und Hass weiten sich aus.“ Mairead Maguire sieht an der Wurzel aller Konflikte den mächtigen militärisch-industrielle Komplex und den Kampf um die Rohstoffe und Ressourcen.
„Es geht ums Öl“, sagt sie und fordert eine Wissenschaft des Friedens. „Der Krieg löst keine Probleme, er schafft sie.“ Die fünf Nobelpreisträgerinnen wurden mit stehenden Ovationen verabschiedet. Sie blieben noch einen Tag länger in der Stadt, um ihre dreitägige Konferenz zu Ende zu führen. „Wir feiern in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen der Konferenz hier, weil wir Deutschland für die Aufnahme der großen Zahl von Flüchtlingen danken wollen“, sagt Tawakkol Karman.