Gladbacher im Schnitt 11 Tage krank
Krankenstand im Vergleich zu 2010 weitgehend gleich. Psychische Störungen als Grund nehmen zu.
Mönchengladbach. Die Ursachen sind offensichtlich. „Höhere Belastung am Arbeitsplatz und die familiäre Situation der Menschen“, sagt Gregor Mertens vom Institut für betriebliche Gesundheitsförderung, einer AOK-Tochter. Deren „Krankenstandsanalyse“ für das erste Halbjahr 2011 für Mönchengladbach legte Mertens gestern vor und nannte die Gründe dafür, warum Arbeitsunfähigkeit durch psychische Störungen in der Statistik bereits an dritter Stelle steht.
Immer mehr Krankheitstage der Arbeitnehmer rühren von Burn-out-Symptomen, Schlaflosigkeit oder depressiven Episoden. „Die Arbeitswelt wird immer komplexer, die Anforderungen bezüglich der Arbeitszeit wachsen ständig“, sagt Mertens.
Nur Atemwegserkrankungen, die typischen Erkältungen, und die Erkrankungen des Muskel- und Skelettbereichs — zu denen auch Rückenschmerzen zählen — verursachen mehr „Fehltage“. „Wobei bei letzteren ebenfalls oft psychosomatische Ursachen vorliegen“, gibt er zu bedenken.
Tendenzen, die repräsentativ sind. In Gladbach hat die AOK mit rund 20 000 Versicherten einen Marktanteil von 29 Prozent. Der Altersdurchschnitt liegt bei fast 39 Jahren, der Frauenanteil bei fast 40 Prozent. „Die Zahlen decken sich mit den Zahlen für die gesamte Bundesrepublik“, sagt Mertens.
Fast 26 Tage fehlt jeder psychisch kranke Gladbacher im Schnitt. Das ist etwas weniger als im Jahr 2010 mit 28 Fehltagen und liegt unter den Zahlen des Kreises Viersen, der ebenfalls zur Regionaldirektion Niederrhein gehört.
„Hier kam es zu einer verbesserten Versorgung der Erkrankten“, sagt Manrico Preissel, Regionaldirektor in Mönchengladbach. „Hilfreich ist auch die Enttabuisierung seelischer Erkrankungen“, sagt er. Je weniger Angst die Menschen haben, sich und anderen ihr Leiden einzugestehen, desto schneller könne geholfen werden.
Im Bereich der AOK Rheinland sind im ländlichen Gebiet des Kreises Kleve die Wenigsten psychisch erkrankt. „Man sagt, die Menschen auf dem Land seien weniger belastet als in Städten“, sagt Mertens. Am schlimmsten leiden die Menschen in den Großstädten Berlin, Hamburg und Frankfurt. Doch Kölner und Bonner sind nur wenig kränker als die Klever. „Es gibt wohl auch Mentalitätsunterschiede“, räumt Preissel ein.
Die Krankenkasse unterstütze Firmen, die die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern wollen. „Früher wollten sie ihre Kosten senken“, sagt Preissel. „Heute wollen sie ihre Mitarbeiter langfristig an sich binden.“ Sie bietet neben den üblichen Anti-Raucher-Kursen auch Beratung zu strukturelle Maßnahmen „zur Steigerung der Zufriedenheit am Arbeitsplatz“.