Gladbachs Reiter wollen gegen Ratsbeschluss klagen
Obwohl das Reiten auf Waldwegen laut neuen Regelungen erlaubt ist, will die Stadt es verbieten.
Reiter in Mönchengladbach hatten sich bereits neue Routen durch den Rheydter Stadtwald oder den Wickrather Busch überlegt: Zum 1. Januar 2018 sollte eine neue Verordnung des Landes das Reiten im Wald liberalisieren. Neben Spaziergängern und Fahrradfahrern dürfen so auch Pferd und Reiter alle Fahrwege im Wald nutzen — was bisher nur in Randgebieten der Fall war. Die Stadt Mönchengladbach will es weiter dabei belassen.
Nach einem Beschluss im Rat schränkt die Stadt das Reiten in geradezu allen großen Waldgebieten ein, Reiter dürfen dort ausschließlich die vorhandenen gekennzeichneten Reitwege nutzen. Damit macht die Kommune von einer Lücke im Landnaturschutzgesetz Gebrauch: Sie können die neue Regelung umgehen und das Reiten einschränken, wenn die „Waldflächen im besonderen Maße für Erholungszwecke“ genutzt werden. Von der Einschränkung betroffen sind: das Waldgebiet Donk, der Volksgarten-Bungtwald-Elschenbruch, der Hoppbruch, der Stadtwald Rheydt sowie der Wickrather Wald und Busch.
„Auch wenn wir gerne mehr Waldwege für das Reiten geöffnet hätten, müssen wir auch die anderen Erholungssuchenden bei unseren Planungen im Blick haben“, sagt der Dezernent für Umwelt, Gregor Bonin. „Das Öffnen der Wege hätte zu Konflikten zwischen Reitern, Spaziergängern und Radfahrern geführt.“
Warum Pferd und Reiter keine „Erholsuchenden“ sein sollen, versteht die Vereinigung für Freizeitreiter- und fahrer Mönchengladbach (Vfd) nicht. „Das klingt, als würden wir Spaziergänger einfach umreiten“, sagt Peter Kames, der beim Vfd für Reitwege zuständig ist. Für ihn seien die Aussagen der Stadt über Konfliktpotenzial eine bloße Behauptung, ein friedliches Miteinander sei durchaus möglich wie beispielweise am Schloss Rheydt. „Wenn ich im Wald Fußgängern begegne, freuen sie sich oft, ein Pferd zu sehen.“
Von Seiten des Rathauses untermauert man den Ratsbeschluss mit dem Argument, dass Gladbach eine waldarme Stadt sei. Doch die Reiter der Vfd wollen die Entscheidung nicht hinnehmen. Sie bereiten eine Klage vor, haben bereits einen Anwalt eingeschaltet. Den Reitern ginge es nicht darum sich überall auszubreiten, im Mittelpunkt stehe der gezielte Ausbau des Reitwegnetzes, sagt Friedrich Korsten, Vorsitzender der Reitvereine in Gladbach. „Es fehlen Verbindungen zwischen den Reitsportanlagen und den erlaubten Waldwegen“, so Korsten.
Peter Kames macht das Problem an einem konkreten Beispiel deutlich: Wenn er mit seinem Pferd reiten will, kann er das nur, wenn er es auf den Hänger lädt und das Gebiet über die Viersener Seite anfährt. Über die Gladbacher Seite darf er den Wald mit Pferd nicht betreten. „Da stehen Reitverbotsschilder, ich habe keine Möglichkeit legal auf den Reitweg zu gelangen“, sagt Kames. Neue Schwierigkeiten befürchten Pferdefreunde auch wegen der stadtübergreifenden Lage vieler Waldflächen, wie beispielsweise Donk oder der Wald Leppershütte. Denn jede Kommune kann selber entscheiden, wie sie mit der neuen Verordnung umgeht. Während in Mönchengladbach die Entscheidung gefallen zu sein scheint, versuchen Verantwortliche in Viersen und im Rhein-Kreis-Neuss, Wege zu identifizieren, die für das Reiten im Wald in Frage kommen.