Gladbachs Seestadt entwickelt sich
21 Architekturbüros arbeiteten gestern in einer Ideenschmiede an Konzepten für das geplante Neubaugebiet in der ehemaligen City-Ost.
Es ist eine Fundgrube. Oder, wie es Catella-Chef Klaus Franken formulierte, eine Art Buffet, von dem man die Schmankerl nehmen und sie weiter verfeinern kann. 21 Architekturbüros haben gestern in Düsseldorf zweieinhalb Stunden als Ideenschmiede fungiert, mehrere widmeten sich gezielt der Seestadt MG +.
Darunter waren die Gladbacher Planer von Bringsarchitekten, Hartmann, Otten und Schrammen. Auch das Büro Kadawittfeld ist hier bestens bekannt — von den Aachenern stammt die Fassadengestaltung des Minto. Die jungen Architektinnen Caro van de Venne und Elisabeth Gutsche vom Rotterdamer Büro Barcode Architects hat es die Zentrenbebauung in der City Ost ebenfalls angetan. Und wer sich mit Barbara Possinke von RKW Architektur unterhielt, konnte die Schlussfolgerung ziehen: Module in Holzbauweise sind die Lösung für die Seestadt, weil ihre Produktion wirtschaftlich und effizient ist.
Natürlich gab es gestern keine Idee, die Catella Project Management als einzig wahre weiter verfolgen wird. Weil auf 140 000 Quadratmetern rund 1500 Wohnungen in der ehemaligen City-Ost entstehen, ist ein umfassender Planungsprozess vonnöten. Doch die Gladbacher Delegation unter anderem mit OB Hans Wilhelm Reiners, Planungsdezernent Gregor Bonin und den Politikern Annette Bonin (CDU) und Felix Heinrichs (SPD) bekam einen Eindruck, welche Erkenntnisse sie im Planungsverfahren berücksichtigen sollten.
Die Ansätze, die von den Büros gewählt wurden, waren teilweise völlig unterschiedlich. Burkhard Schrammen beschäftigte sich zum Beispiel mit der Entwicklung des Areals. Ihm ist es wichtig, dass die künftigen Bewohner sich als Gemeinschaft verstehen und ein nachhaltiges Konzept einfordern, bei dem das Prinzip des Teilens zur sinnstiftenden Idee wird. Interessant war die Überlegung, den See wärmetechnisch für die Energieversorgung anzuzapfen. Gerhard Wittfeld und Kilian Kada widmeten sich gezielt der Bebauung an der Lürriper Straße, die als erstes Teilprojekt der Seestadt ab 2019 umgesetzt werden könnte. Kadawittfeld will keine Straßenrandbebauung, sondern zieht den Baukörper bewusst zurück. Die Aachener wollen mit Grünstreifen und Wasserflächen schon in diesem Bereich eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, weil der eigentliche See, der künstlich angelegt wird, hinter diesem ersten Baukomplex liegt.
Auch interessant: Die Wohnungen — vorgegeben waren 55 und 75 Quadratmeter große Einheiten — sind flexibel nutzbar. Wo im Erdgeschoss der Arbeitsraum einer Wohnung ist, könnte sich der irgendwann zu einem Geschäft verändern. Stefan Brings und seine Kollegin Janine Heimes schlagen Wohnmodule vor. Vor- und Rücksprünge in der Fassade sorgen für eine abwechslungsreiche Struktur.
Caro van de Venne und Elisabeth Gutsche wiederum schaffen Innenhöfe und legen in Punkthäusern pyramidenartige Terrassen an. Jeder „Block“ ist wie eine kleine Stadt, öffentlichen und frei finanzierten Wohnungsbau integrieren sie, ohne dass eine große räumliche Trennung erfolgt. Bei Fritz Otten und Harald Wennemar wird zur Grundrissgestaltung der Gemeinschaftsgedanke der Seestadt Thema: Was brauchen Bewohner, wenn sie sich im Quartier bewegen: Hausmeister-Dienste, Fahrradwerkstatt, Fitness-Treffpunkte .