GroKo: Soziales Netz neu ordnen
Politiker von CDU und SPD fordern ein neues Gesamtkonzept für soziale Einrichtungen in Mönchengladbachs Stadtteilen.
Wenn über den Standort und die Zukunft des Arbeitslosenzentrums nachgedacht wird, spielt eine Frage eine wesentliche Rolle: Wie definiert die Einrichtung ihre zukünftige Rolle? Das Zentrum weist selbst darauf hin, dass es längst nicht mehr nur von Arbeitslosen aufgesucht wird, sondern eine Art Stadtteilzentrum für Rentner ist, die in der Gladbacher City leben. Die präzise Aufgabenbeschreibung, die für einen neu auszuhandelnden Leistungsvertrag große Bedeutung hat, entscheidet mit über die Perspektive des Arbeitslosenzentrums. Denn CDU und SPD wollen das soziale Netz in der Stadt neu ordnen. „Es ist an der Zeit, aus vielen einzelnen Ansätzen und Planungen schrittweise ein Gesamtkonzept zu entwickeln“, fordern die Fraktionsvorsitzenden Hans Peter Schlegelmilch (CDU) und Felix Heinrichs (SPD).
Das Arbeitslosenzentrum ist nicht die einzige Karte, die dann gespielt wird. Die Stadt hat ein recht großes Netz sozialer Einrichtungen: Kindergärten, Lena-Gruppen, Jugendheime, Begegnungsstätten für Senioren, unterschiedlichste Beratungsstellen. Dazu kommen Pfarrgemeinden, Schulen, Vereine. Irgendwie hängen zwar alle zusammen, doch eine einigende Klammer wird nicht immer sichtbar. Und es verschieben sich außerdem die Akzente: Die ehemaligen Senioren-Begegnungsstätten mussten die klassischen Angebote längst streichen, weil die „jungen Alten“ nicht mit Makramee-Arbeiten in die Einrichtungen zu holen sind. Die klassischen Jugendzentren müssen kämpfen und sich neu erfinden, um Kinder und Jugendliche zu binden. „Und in einigen Stadtteilen sind Pfarrgemeinden auf dem Rückzug, weil Kirchen geschlossen wurden“, sagt Ralf Horst, der für die SPD die neue Konzeption mit erarbeitet.
Ralf Horst, Sozialexperte der SPD
Die neue Ausrichtung geht von drei Entwicklungen aus. Erstens: Mönchengladbach ist eine wachsende Großstadt, deren Menschen — zweitens — vorwiegend in Stadtteilen leben und drittens da auch die Einrichtungen vorfinden wollen, die sie benötigen. Und weil der Begriff Stadtteil antiquiert ist, sprechen die Experten heute von Quartiersarbeit. Ein Gemeinwesen wie die Großstadt Mönchengladbach wird nicht mehr als ein Sozialraum betrachtet, sondern als die Summe vieler Quartiere. Und diese sind einem stetigen Wandlungsprozess unterworfen: In dem einen Quartier schließen Schulen und Kirchen zum Beispiel, Spielplätze werden aufgegeben. An anderer Stelle wiederum erleben bestehende Schulen eine Renaissance, weil in neue Wohngebiete junge Familie einziehen und Flüchtlinge für veränderte Herausforderungen sorgen. Oder es gibt zusätzliche gesetzliche Rahmenbedingungen und soziale Probleme, auf die mit Programmen reagiert werden müssen.
„Wir wollen das soziale Netz weiter verbessern, um flexibler als bisher auf Zielgruppen reagieren zu können. Das ist aber eine Riesenaufgabe und nur langfristig zu bewältigen“, sagt SPD-Sozialexperte Horst. Von „Geburt bis zum Lebensende“ (Horst) sollen die Menschen in den Quartieren die entsprechenden Angebote finden, die intern vernetzt sind und sich schnell auf neue Herausforderungen etwa durch Digitalisierung und Veränderungen in der frühkindlichen Bildung, der Schul- und Arbeitswelt und in der Seniorenarbeit einstellen. CDU und SPD erwarten von der städtischen Sozialverwaltung eine umfangreiche Vorarbeit: Es müssen zunächst Sozialdaten gesammelt und analysiert werden, um zu wissen, an welcher Stelle welcher Bedarf ist und wie darauf reagiert werden muss. Und Verbände, Vereine und Unternehmen sollen beteiligt werden.
Davon hängt kurzfristig bereits ab, was mit dem Arbeitslosenzentrum wird. Das Angebot soll erhalten bleiben, erklären CDU und SPD. Der Ort könnte alleine schon deshalb ein anderer sein, weil die Nutzung eines Gebäudes multifunktional sein soll und mehr soziale Handlungsmöglichkeiten zulässt.