Grüne Welle: Die ersten Erkenntnisse
Ein Teil der Ergebnisse der Untersuchung mit Bürgerbeteiligung wurde gestern vorgestellt. Einige Ampelschaltungen wurden bereits verändert.
Mönchengladbach als europaweites Vorbild — dazu gehörte bis vor einigen Jahren viel Fantasie. Die Untersuchung der Grünen Welle in der Stadt mit Hilfe von 150 Autofahrern im vergangenen Jahr ist aber europaweit neu. „Das hat auch schon zu Anfragen aus anderen Städten geführt“, sagte der zuständige Technische Beigeordnete Gregor Bonin gestern bei der Präsentation eines Teils der Ergebnisse: „Wir haben die Mobilität in der Stadt unter Gesichtspunkten des Umweltschutzes untersucht und verkehrslenkende und steuernde Maßnahmen unternommen.“
Ende des Jahres soll der komplette Mobilitätsplan der Politik vorgestellt werden. Dazu gehören auch Alternativen zum Auto wie der Masterplan Nahmobilität und das Linienkonzept für Busse. Denn die Erhebung hat auch gezeigt: Das Verkehrsaufkommen auf einigen der untersuchten 19 Hauptverkehrsstraßen ist so groß, dass die sogenannte Sättigungsverkehrsstärke erreicht ist. Eine Grüne Welle kann dann nicht mehr funktionieren.
Die vollständigen Ergebnisse der Untersuchung, bei der Autofahrer rund 9300 Fahrten mit mehr als 2,2 Millionen Daten aufzeichneten, gibt es erst im Planungsausschuss in der kommenden Woche. Klar ist aber: Die Ampelschaltung hatte eine Reihe von Fehlern, die nun behoben werden sollen — oder schon sind.
Eine Grüne Welle wird nicht nur am Computer geplant, sie wird auch nach Bedarf geschaltet. Dafür sorgen an jeder Kreuzung Induktionsschleifen, die feststellen, wenn ein Fahrzeug kommt und deshalb grün braucht. 30 der 2400 Schleifen waren aber so eingestellt, dass auch Gegenverkehr sie ausgelöst hat. Die Folge ist drastisch: Die Grünphase auf der Hauptverkehrsstraße wurde dann unterbrochen, obwohl gar kein Auto an der kreuzenden Straße steht — völlig unnötig.
„Diese Induktionsschleifen haben wir jetzt so eingestellt, dass der Verkehrsfluss nicht mehr unnötig unterbrochen wird“, sagt Ralf Klöpper, Leiter des städtischen Fachbereichs Straßenbau und Verkehrstechnik. Das ist an der Gladbacher Straße/Dahlener Heide geschehen, an der Korschenbroicher Straße/Heinz-Spieker-Straße, Mittlerer Ring/Luisental sowie Limitenstraße/Breite Straße.
Umgekehrt hat es auch Schleifen gegeben, die so eingestellt waren, dass Motorroller sie nicht ausgelöst haben. So hat es Fälle gegeben, dass Rollerfahrer nachts ewig an einer roten Ampel standen und nicht weiterfahren durften.
Die Strecke Stadtwaldstraße/ Dahlener Straße/Bachstraße hat im Vergleich besonders gute Werte erzielt. Die Durchfahrtwahrscheinlichkeit liegt an fast allen Ampeln bei 71 bis 100 Prozent, die Durchschnittsgeschwindigkeit fast überall bei 41 bis 50 km/h. Lediglich im Bereich von Voosen und Genhülsen wird der Verkehr öfter durch Rote Ampeln abgebremst (Durchfahrtwahrscheinlichkeit 50 bis 60 Prozent). Das ist aber aus Sicherheitsgründen genau so gewollt.
Paradebeispiel einer nicht funktionierenden Grünen Welle ist die Bismarckstraße. Die Durchfahrtwahrscheinlichkeit in Richtung Bismarckplatz erreicht höchstens 50 bis 60 Prozent, die mittlere Geschwindigkeit liegt in dieser Richtung bei 1 bis 20 km/h (jeweils morgens). In Gegenrichtung fließt der Verkehr etwas besser. „Die Koordinierung der Grünen Welle an der Bismarckstraße ist nicht optimal, aber dort gibt es auch starken querenden Bedarf“, sagt Klöpper.
Zuletzt wurde ein Unfallschwerpunkt entschärft und an der Kreuzung mit der Steinmetzstraße eine Grünphase für Linksabbieger eingeführt. Dadurch wurden die anderen Grünphasen verkürzt. „Das merken wir sofort“, sagt Steffen Lippe vom Fachbereich Verkehrstechnik: „Aber Sicherheit geht vor.“
Auch die Krefelder Straße fiel negativ auf. Die dortige Grüne Welle wurde Anfang der 1990er-Jahre geplant und seitdem nicht mehr angepasst. Die Umlaufzeit soll von jetzt 78 Sekunden auf 90 Sekunden verlängert werden. „Die Ampelschaltung wird komplett umgeplant“, kündigt Klöpper an.
Ja. Die Hälfte der am Experiment beteiligten Autofahrer hat die Stecker behalten und zeichnet weiter Fahrdaten auf. Das hilft der Stadt, die Strecken weiter zu analysieren. Die Stadt will größeren Aufwand betreiben, um die Qualität der Ampelsteuerungen zu analysieren. „Mit den Autofahrern als Sensoren“, sagt Klöpper.
Weitere Bürger können mitmachen: Die benötigten Adapter gibt es bei der Stadt. Kontaktdaten sowie alle bisherigen Ergebnisse gibt es ab kommender Woche auf der Internetseite der Stadt.