Heimaufsicht: Kontrolleure stellten sich den Prüfern
Mitarbeiter beteiligen sich freiwillig an einem Projekt und sind nun zertifiziert.
Mönchengladbach. Die Heimaufsicht des städtischen Amtes für Altenhilfe kontrolliert in Gladbach insgesamt 48 stationäre Pflegeeinrichtungen mit rund 3200 Bewohnern. Als erste Heimaufsicht in NRW haben sich die Mitarbeiter jetzt auch selbst einem Qualitätsmanagement unterzogen. „Wir wollen auch als prüfende Behörde die Standards erfüllen, die freie Träger erfüllen müssen“, sagt der noch zuständige Beigeordnete Michael Schmitz. Eineinhalb Jahre lang lief das Qualifizierungsverfahren in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Siratec.
Jetzt wurde die Gladbacher Heimaufsicht für ihr gutes Qualitätsmanagement mit einem Zertifikat ausgezeichnet, nachdem die Dekra ihre abschließende Bewertung abgegeben hatte.
Im Zusammenhang mit der Arbeit der Heimaufsicht spricht Schmitz von einem „Spagat“, der zu bewältigen sei. Auf der einen Seite interessiert die Bewohner von Pflegeeinrichtungen und ihre Angehörigen ausschließlich gute Pflege, Betreuung und Versorgung. Die Betreiber hingegen müssen auch auf notwendige wirtschaftliche Interessen achten.
Diese Schwierigkeit sieht auch Jörg Schneider, Geschäftsführer von Siratec, der mit fünf Mitarbeitern der Heimaufsicht das Qualitätsmanagement bei insgesamt 16 Treffen erarbeitet hat. „Es soll dabei helfen, dass die Mitarbeiter, die immer mehr Aufgaben übernehmen müssen, nicht betriebsblind werden“, werden sagt der Unternehmensberater.
Es geht dabei auch darum, dass die Mitarbeiter der Heimaufsicht ihre Arbeit selbst hinterfragen und ständig an Verbesserungen arbeiten. „Anfangs waren wir skeptisch, aber als wir dann gehört haben, dass das ein Prozess über eineinhalb Jahre ist, fanden wir es okay“, sagt Gert Herzogenrath von der Heimaufsicht.
Denn die Projektarbeit wurde zusätzlich zu den laufenden Verpflichtungen der Mitarbeiter durchgeführt. Und deren Tagesgeschäft ist sehr umfangreich. Jede der 48 Pflegeeinrichtungen wird einmal im Jahr unangemeldet per Stichprobenkontrollen überprüft. Im Mittelpunkt der bis zu neunstündigen Besuche von zwei Mitarbeitern der Heimaufsicht stehen dann Gespräche mit den Bewohnern und Angehörigen über deren Wünsche und Sorgen.
Themen sind außerdem Wohnqualität, das allgemeine Zusammenleben sowie Pflege und Betreuung. Gibt es dabei Mängel, wird die Leitung der betreffenden Einrichtung nach einem Beratungsgespräch aufgefordert, die Mängel abzustellen. Geschieht das nicht in einem vorgegebenem Zeitraum, kann die Heimaufsicht Auflagen aussprechen. Im Extremfall können Mängel sogar zur Schließung einer Einrichtung führen.
Die neue Form des Qualitätsmanagements kommt auch bei freien Trägen gut an. „Es ist ein sehr hoher Standard erreicht worden. Das ist für die Bewohner und deren Angehörige beruhigend“, sagt Heinz Herbert Paulus, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes.