Hier gibt es Fleisch vom Rheydter Stadtrind
Hendrik Neuhaus züchtet die Rasse, Hans Jörg Schmitz bietet sie in seiner Metzgerei an.
Der Geruch lässt dem Kunden das Wasser im Munde zusammenlaufen, der Magen beginnt zu knurren. Neben der Theke steht ein Korb mit Plätzchen. In einem Regal liegen Weinflaschen neben Gläsern mit eingemachtem Obst, Schwarzbrot und Tuben mit Tomatenmark. Die Metzgerei versprüht ein nostalgisches Ambiente. Es ist, als betrete man eine andere Zeit — und genau so soll es auch sein.
Dabei ist Hans Jörg Schmitz erst 28 Jahre alt — und doch ein Metzger alter Schule. Deshalb verwendet er nicht nur alte Rezepte, sondern bekommt das Rindfleisch auch vom Bauern um die Ecke. Oder zumindest aus Mönchengladbach, denn die Metzgerei ist in Geneicken und der Bauernhof von Hendrik Neuhaus befindet sich in der Giesenkirchener Honschaft Stadt.
Wie der Metzgermeister ist auch Neuhaus mit seinen 30 Jahren ein junger Unternehmer. Kennengelernt haben sie sich durch Zufall. „Wir sind uns auf einem Stadtfest über den Weg gelaufen und kamen ins Gespräch“, erinnert sich Neuhaus. Beide hatten gerade erst ihre Betriebe gegründet und tauschten sich darüber aus, Handwerk wie früher zu betreiben. Schließlich wurden die beiden Jungunternehmer Geschäftspartner. Der große Gewinner sind die Kunden der Metzgerei, denn sie wissen genau, wo das Fleisch herkommt. „Ich habe rund 70 Rinder der Rassen Simmentaler und Limousin“, erzählt Neuhaus. Aus ihnen züchtete er das Rheydter Stadtrind. Das Futter kommt aus eigenem Anbau und ist nicht gentechnisch verändert. Die Tiere werden auch nicht künstlich im Wachstum beeinflusst.
Die Firmengründungen liefen nahezu parallel. Neuhaus übernahm vor zwei Jahren den Bauernhof, Schmitz vor eineinhalb Jahren die Metzgerei Theißen an der Schlossstraße. „Wir führen alte Betriebe fort und wollen den regionalen Gedanken stärken“, sagt Schmitz. Zwar sagt die EU, dass alles regional ist, was aus einem bestimmten Umkreis kommt, doch die Kooperation der beiden Jungunternehmer ist so lokal, wie es früher normal war und heute nur noch selten der Fall ist. „Ich liefere das Fleisch so, wie es gebraucht wird, und produziere keine Masse. Wann ein Tier schlachtreif ist, variiert, denn ich mäste die Rinder nicht“, erzählt Hendrik Neuhaus.
Hans Jörg Schmitz, Metzger
Geschlachtet wird im Viersener Schlachthof. Während moderne Großbetriebe ihre Tiere meist einzig und allein als Waren betrachten, sieht Neuhaus das Lebewesen. „Meine Rinder kann man auf der Weide sehen. Sie können leben, wie sie wollen“, sagt er. Der Stall ist offen gehalten.
Dass Schmitz und Neuhaus nun Geschäftspartner sind, passt auch aus einem weiteren Grund. Während Hendrik Neuhaus beim Futter für seine Tiere auf Zusatzstoffe verzichtet, lässt Hans Jörg Schmitz diese bei Fleisch und Wurst weg. „Ich wollte zurück zur Basis. Mein Anspruch ist es, wieder echte Lebensmittel herzustellen. Bei mir ist nichts in der Wurst, was da nicht reingehört“, sagt Schmitz. Dass die Produktion teurer ist, stört ihn und seine Kunden nicht. „Ich habe mir Gewürzbücher mit Rezepten von vor hundert Jahren angeschafft. Damals gab es nur Naturprodukte. Zwar dauert die Produktion ohne Zusatzstoffe länger, doch der Geschmack ist besser.“